Frankfurt setzt auf Umzugsprämien bei geförderten Wohnungen, Offenbach auf Wohnungstausch. Wie kann Wohnraum passender verteilt werden? Und was hat es wiederum mit dem Lock-In-Effekt auf sich?
Da ist das Ehepaar, das nach dem Auszug der Kinder in einer womöglich zu großen und nicht barrierefreien Wohnung lebt. Und da ist die junge Familie, die dringend mehr Platz benötigt. Nicht immer leben Menschen in passenden Wohnungen. Hinzu kommt: In vielen Städten fehlt bezahlbarer Wohnraum.
Wie also können Wohnungen – entsprechend der aktuellen Lebenssituation – gerechter verteilt werden? Darüber machen sich verschiedene hessische Kommunen Gedanken.
Frankfurt bietet Umzugsprämie
So bietet die Stadt Frankfurt den Mieterinnen und Mietern von Sozialwohnungen eine sogenannte Umzugsprämie, wenn sie ihre zu große Bleibe kündigen. Das Programm setze zu 100 Prozent auf die freiwillige Entscheidung, heißt es.
Mit der Prämie würden finanzielle Anreize und Optionen geschaffen, sich zu verändern. Diese betrage beispielsweise bei einem Umzug in eine frei finanzierte Wohnung 2.500 Euro. Bei einem Wechsel in eine kleinere Sozialwohnung ist die Prämie gestaffelt und liegt zwischen 750 und 2.500 Euro. Hinzu kommen Zuschüsse zu Umzugs- und Renovierungskosten.
Im vergangenen Jahr kam es laut den Angaben gerade mal zu acht Umzügen, davon sechs in kleinere Sozialwohnungen. Im Jahr 2023 waren es sogar nur zwei Umzüge. Das Programm, das es bereits seit vielen Jahren gibt, bezieht sich nur auf Sozialwohnungen. Laut dem Amt für Wohnungswesen gibt es in Frankfurt rund 28.000 solcher Einheiten.
Kaum Resonanz bei Aktion in Offenbach
Auch die „Gemeinnützige Baugesellschaft Offenbach“ (GBO) hat im Jahr 2022 versucht, den Tausch von Wohnungen innerhalb ihres Bestands mit rund 5.000 Mietwohnungen zu ermöglichen. Dazu wurden Flyer an alle Mietenden versendet. „Sind Ihre erwachsenen Kinder ausgezogen und haben ein ungenutztes Zimmer zurückgelassen? Manche Familie mit Nachwuchs würde sich sehr über eine größere Wohnung freuen“, hieß es darauf. Und: „Wenn Sie sich einen Umzug in eine kleinere Wohnung zu guten Konditionen vorstellen könnten, suchen wir gemeinsam mit Ihnen ein neuesZuhause – gerne auch in Ihrer Nachbarschaft.“
Die Resonanz war allerdings überschaubar. Lediglich drei Mietende hätten sich gemeldet, „die allerdings so spezielle Wünsche hatten, dass wir hier zu keinem Ergebnis gekommen sind“. Für die GBO ist das Thema aber nicht beendet. Wer seine Wohnung tauschen möchte, kann sich weiterhin melden.
Experten sprechen von Lock-In-Effekt
Der angespannte Wohnungsmarkt – vor allem in Großstädten – hat in den vergangenen Jahren zu einer besonderen Entwicklung geführt, Experten sprechen vom sogenannten „Lock-In-Effekt“. Dieser beschreibt, dass Menschen in einer Wohnung mit altem und vergleichsweise günstigem Mietvertrag regelrecht eingesperrt sind. Ein Umzug wäre schwer oder gar nicht finanzierbar.
„Das kann dazu führen, dass Menschen in großen Wohnungen diese gerne verlassen wollen, aber feststellen, dass kleinerer Wohnraum inzwischen bei Neuvermietung in der Summe teurer ist als ihr angestammter Wohnraum“, sagt Katharina Wagner, Leiterin des Frankfurter Amts für Wohnungswesen. „Menschen können sich also die Verkleinerung nicht leisten.“
Da kann beispielsweise auch das zerstrittene Paar sein, für das ein Umzug aus der gemeinsamen recht günstigen Wohnung nicht tragbar ist. Oder Senioren mit einem alten Mietvertrag. Hinzu kommt, dass es oft schwerfällt, das gewohnte Umfeld zu verlassen.
Marburg will passenden Wohnraum für Ältere schaffen
Die Stadt Marburg hat vor allem ältere Menschen in den Blick genommen. Für viele sei es wichtig, dass sie im Alter in ihrem gewohnten Umfeld bleiben können, sagt Baudezernent Michael Kopatz. Um nicht wegziehen zu müssen, würden manche lieber alleine in einem Haus bleiben, das sie inzwischen vielleicht nicht so gut unterhalten oder worin sie sich nicht mehr so gut bewegen könnten. „Daher wollen wir barrierefreie Wohn-Angebote speziell für Menschen in der zweiten Lebenshälfte schaffen“, sagt Kopatz.
Aktuell unterstützt die Stadt ein Projekt im Marburger Außenstadtteil Moischt. Geplant ist, einen bestehenden Hof in kleine, barrierefreie Wohnungen umzubauen, damit bevorzugt Menschen in der zweiten Lebenshälfte aus der Umgebung dort gemeinsam einziehen können. So könne bedarfsorientierter, gemeinschaftlicher Wohnraum geschaffen werden. Und: Für jeden Umzug werde potenziell ein Einfamilienhaus frei, in das junge Familien einziehen könnten.