Als Walter Gropius vor 100 Jahren mit seiner Kunstschule nach Dessau kam, war dort noch nicht genug Platz für all die Kreativität. Wie sich das Bauhaus dann entfaltete, zeigt ein neues Projekt.
Auf einem Spaziergang durch die Stadt können Bauhaus-Fans die Entfaltung der Kunstschule in Dessau erkunden. Viele Spuren des Bauhauses lägen im Verborgenen – in Zwischenräumen, Erinnerungen und weniger bekannten Orten, sagte Bauhaus-Direktorin Barbara Steiner. Das Projekt „Unsichtbares Dessau“ setze genau da an. „Es weitet den Blick und macht Unsichtbares zugänglich.“
Demnach ist das Projekt an mehreren Orten erlebbar. So können Besucherinnen und Besucher einen von einem Video begleiteten Spaziergang durch die Stadt machen und an sechs Orten in der Innenstadt herausfinden, wie sich das Bauhaus ab 1925 dort etablierte – und dabei auch auf Widerstand stieß. Außerdem gibt es eine Audiodatei, die Interessierte im Landschaftspark Georgium die Spuren vom Maler Paul Klee (1879 – 1940) verfolgen lässt.
Die liebsten Orte der Bauhäusler
Das Bauhaus war 1925 aus dem thüringischen Weimar nach Dessau gezogen. In der ersten Zeit – als es noch keinen Platz für die Kunst und ihre Schaffenden gab – traf man sich unter anderem in der Kunsthalle oder der Fabrik Seiler in Dessau. Während die Bauhäusler in der Stadt Cafés neu ausstatteten und Schaufenster gestalteten, verliebte sich Klee in das Dessauer Georgium. Hier ließ er sich für seine Malerei inspirieren. Die Video- und Audiodateien sind über einen QR-Code an den jeweiligen Orten abrufbar.
Das Bauhaus wurde 1919 von Architekt Walter Gropius (1883-1969) gegründet. Zum 100. Jubiläum der Kunstschule in Dessau wird derzeit ein Doppeljubiläum gefeiert – gespannt zwischen die Ankunft der Bauhäusler in Dessau 1925 und die Eröffnung des Bauhausgebäudes am 4. Dezember 1926.
Die Bauhäusler entwarfen vor allem Möbel, Leuchten, Schmuck und Gebrauchsgegenstände. 1932 wechselte das Bauhaus von Dessau nach Berlin, wo es 1933 von den Nationalsozialisten geschlossen wurde. Von Weimar, Dessau und Berlin aus strahlt die Schule jedoch bis heute in die ganze Welt.