„Red Storm Bravo“: Konflikt-Szenario in Hamburg – Bundeswehr übt den Ernstfall

Mehr als 500 Soldaten und zivile Einsatzkräfte proben in Hamburg gemeinsam die Reaktion auf einen eskalierenden Konflikt an der Nato-Ostgrenze. Was die Übung „Red Storm Bravo“ besonders macht.

Die Bundeswehr und mehrere zivile Behörden und Organisationen sind in Hamburg in ihre dreitägige Militärübung „Red Storm Bravo“ gestartet. Als ersten größeren Test musste die Feuerwehr im Hafen eine Schute – eine Art Lastschiff – sichern, die zu sinken und das Hafenbecken zu blockieren drohte, wie Matthias Freudenberg von der Feuerwehr Hamburg sagte. Die Feuerwehr war mit zahlreichen Fahrzeugen, darunter auch einem Schwerlastkran und dem Feuerwehrschiff „Branddirektor Westphal“, zum Terminal O’Swaldkai des Hafenlogistikers HHLA angerückt.

Parallel dazu nahmen bereits zahlreiche Bundeswehr-Fahrzeuge, darunter auch Dingo und Igel, an der Kaikante Aufstellung. Sie sollten am späten Abend als Kolonne durch die Stadt rollen. Auch Hubschrauber sollten dabei zum Einsatz kommen. 

Nach Bundeswehrangaben sollen insgesamt rund 70 Fahrzeuge in einem etwa 3,5 Kilometer langen Konvoi mehrere Stunden durch die Stadt fahren. Die Bundeswehr erinnerte daran, dass eine Kolonne im Straßenverkehr als ein Fahrzeug gilt und Autofahrer warten müssen bis das letzte Militärfahrzeug passiert ist. Begleitet werde der Konvoi von der Polizei. 

Übungsszenario: Eskalierender Konflikt an der Nato-Ostgrenze

Für die Übung, an der sich rund 500 Soldatinnen und Soldaten sowie Blaulichtorganisationen wie Polizei und THW beteiligen, wird angenommen, dass ein Konflikt im Grenzbereich der baltischen Staaten zu Russland eskaliert und die Nato deshalb vorbeugend in erheblicher Zahl militärisches Gerät und Kräfte an die Ostgrenze verlegt. Ebenfalls an der Übung beteiligt sind Unternehmen wie Airbus und die HHLA.

Die Übung soll nach Angaben der Bundeswehr zeigen, wie die Zusammenarbeit von Bundeswehr, Polizei, Feuerwehr und anderen relevanten Hamburger Behörden und Organisationen und zahlreichen Unternehmen im Falle der Landes- und Bündnisverteidigung organisiert werden muss. 

Der zweite Tag der bis Samstag dauernden Übung hat nach Angaben des Kommandeurs des Landeskommandos Hamburg, Kapitän zur See Kurt Leonards, den Schwerpunkt Drohnen.

Leonards: Es geht um die Resilienz

„Es geht um etwas. Es geht um die Resilienz, um die gesamtstaatliche Verteidigung“, sagte Leonards. Das funktioniere nur, wenn die zivile und die militärische Verteidigung sich annähern. „Da gibt es noch viel zu lernen. Und wir haben heute einen guten Aufschlag gemacht.“

Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) sagte, nirgendwo in Deutschland sei ein solches Szenario in dieser Intensität, in der Praxisnähe und unter Beteiligung von so vielen unterschiedlichen militärischen und zivilen Einheiten geübt worden. Es habe sich niemand gewünscht, aber die Realität zeige, „wie wichtig es ist, eben genau das jetzt auch zu üben“, sagte Grote etwa mit Blick auf die jüngsten Luftraumverletzungen durch Russland. „Wir reden nicht über Konflikte, die nur im Fernsehen stattfinden und in anderen Ländern, sondern es ist natürlich in Form hybrider (…) Angriffe hier auch schon angekommen.“

Es gibt aber auch Kritik an der Übung. So sind unter anderem am Freitag (18.00 Uhr) am Rathausmarkt und am Samstag (13.00 Uhr) am Hauptbahnhof/Hühnerposten Demonstrationen geplant.

Fegebank will Bundeswehr stärker in der Gesellschaft verankern

Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank möchte die Bundeswehr auch über ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr stärker in der Gesellschaft verankern. „Ein Jahr, in dem jede und jeder sich für unsere Gemeinschaft einbringt“, schrieb die Grünen-Politikerin in einem Gastbeitrag für die „Hamburger Morgenpost“ („Mopo“). Das könne bei der Bundeswehr sein, aber genauso gut ein Engagement in Bereichen wie dem Katastrophenschutz, der Jugendarbeit oder in sozialen und ökologischen Organisationen. 

„Ich bin sicher: Ein solches Jahr kann einen enorm wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und zur Stärkung unserer Demokratie leisten“, betonte die Umweltsenatorin. Denn diese werde nicht nur von außen angegriffen, sondern auch von denjenigen, die aus Deutschland heraus die freie Gesellschaft bekämpften. Frieden gebe es in den kommenden Jahren nicht geschenkt. „Wir werden ihn gemeinsam mit unseren Partnern aktiv erhalten müssen. Und das wird nur gehen, wenn wir stärker werden.“

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