Finanzaufsicht: BaFin prüft Gerresheimer-Zahlen von 2024 – Kurseinbruch

Wenn die Finanzaufsicht bei Unternehmen in die Bücher schaut, ist das oft spektakulär. Vor allem, wenn sie das öffentlich macht. Entsprechend heftig reagieren die Finanzmärkte.

Der Pharma- und Kosmetik-Verpackungshersteller Gerresheimer steht im Visier der Finanzaufsicht BaFin. Die deutsche Finanzaufsichtsbehörde hat am 18. September eine Prüfung des Konzernabschlusses 2023/24 (Ende November) von Gerresheimer und des dazugehörigen Lageberichts eingeleitet, wie aus einer Erklärung der Behörde hervorgeht. Es gebe konkrete Hinweise, dass Gerresheimer gegen Rechnungslegungsvorschriften verstoßen habe. Konkret geht es laut BaFin darum, dass „das Unternehmen möglicherweise Umsatzerlöse für einige Verträge mit Kunden erfasst hat, obwohl die Umsätze noch nicht realisiert waren“.

Das Unternehmen sagte seine Kooperation zu, um den Sachverhalt zu klären. Dabei vertrat Gerresheimer die Auffassung, korrekt bilanziert zu haben. Ausdrücklich weist die Finanzaufsicht selbst daraufhin, dass sie mit der Bekanntmachung die Arbeit ihrer Bilanzkontrolle transparent macht. „Das bedeutet aber nicht, dass eine Rechnungslegung fehlerhaft ist oder dies voraussichtlich festgestellt wird“, heißt es in der BaFin-Mitteilung.

An der Börse brachen die Aktien zunächst um mehr als ein Drittel ein. Nach der Stellungnahme Gerresheimers wurden die Kursverluste eingedämmt und das Papier gab zuletzt rund ein Fünftel nach. Damit hat die Aktie seit dem Jahreswechsel mehr als die Hälfte an Wert eingebüßt.

Konkret gehe es um Bestellungen, für die im letzten Drittel des vergangenen Geschäftsjahres mit den jeweiligen Kunden sogenannte „Bill-and-Hold“-Vereinbarungen abgeschlossen wurden, erläuterte Gerresheimer in einer Stellungnahme. Geprüft werde nun, ob diese Umsatzerlöse im Konzernabschluss des vergangenen Geschäftsjahres erfasst werden durften oder erst im laufenden Geschäftsjahr 2025. Die Höhe der von der BaFin beanstandenden Umsätze mache insgesamt einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag aus. Gerresheimer hatte im Geschäftsjahr 2023/24 einen Konzernumsatz von gut zwei Milliarden Euro erzielt.

Anders als die BaFin ist das Unternehmen der Auffassung, dass es diese Umsätze und Gewinne nach geltenden Rechnungslegungsvorschriften periodengerecht im vergangenen Geschäftsjahr bilanziert hat. Die Prüfung durch die Aufsichtsbehörde nehme Gerresheimer sehr ernst, betonte Finanzchef Wolf Lehmann. Deshalb werde das Unternehmen vollumfänglich mit der BaFin kooperieren, um eine vollständige und transparente Klärung zu ermöglichen.

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