Tennisstar: Björn Borg über seinen Drogenmissbrauch: „Habe mich geschämt wie ein Hund“

Björn Borg war eine Tennis-Ikone. Mit nur 26 Jahren beendete der Schwede seine Karriere, verstolperte später aber Ruhm und Reichtum. Jetzt spricht er über die Dämonen seiner Vergangenheit.

Björn Borg zählt zu den großen Namen im Tennissport. Elf Grand-Slam-Titel stehen für ihn zu Buche, davon allein fünf Siege in Wimbledon. 109 Wochen lang stand Borg auf Platz eins der Weltrangliste, ehe er 1983 seine Karriere im Alter von 26 Jahren beendete. In den Jahren darauf versuchte er mehrmals ein Comeback – jedoch ohne Erfolg.

Am 18. September ist nun seine Autobiografie „Heartbeats“ erschienen. Aus diesem Anlass sprach der inzwischen 69-Jährige mit der schwedischen Zeitung „Dagens Nyheter“, der britischen BBC und dem schwedischen Sender SVT. Laut dem Sender war es Borgs erstes Fernsehinterview seit 30 Jahren.

Darin sprach der Tennisstar erstmals öffentlich über seine Krebserkrankung. Bei ihm sei ein „extrem aggressiver“ Prostatakrebs diagnostiziert worden, so Borg. Nach einer Operation gehe es ihm besser, er müsse sich jedoch regelmäßig untersuchen lassen. „Das Problem ist, dass man viele schlafende Krebszellen im Körper hat. Die können viele Jahre im Körper schlafen und nicht aufwachen, aber sie können es irgendwann tun.“

Björn Borg: „Lasst euch nicht auf diesen Mist ein“

Auch seinen Drogenmissbrauch sparte Borg in dem Interview nicht aus. Nach dem Ende seiner Karriere habe er in Mailand begonnen, Kokain zu konsumieren, als er mit der italienischen Sängerin Loredana Bertè verheiratet war. „Ich bereue das so sehr“, sagt er heute. „Es gab immer Drogen um mich herum, und ich hatte keine Freunde. Es war keine gute Zeit. Drogen, Pillen und zu viel Alkohol zerstören das Leben. Lasst euch nicht auf diesen Mist ein.“

Borg schilderte, wie er in den 1990er-Jahren mit seinem Vater ein Showturnier in den Niederlanden besucht hatte. Eines Abends habe er Kokain genommen und sei am nächsten Tag auf dem Weg in die Arena vor den Augen seines Vaters zusammengebrochen und im Krankenhaus wieder aufgewacht. „Der Arzt sagte, ich hätte nicht überlebt, wenn ich etwas später gekommen wäre.“ Bis dahin habe sein Vater nichts von seinem Drogenkonsum gewusst. „Dass mein Vater vor mir stand … Ich schämte mich wie ein Hund. Ich habe mich noch nie in meinem Leben so geschämt.“

Gleichzeitig machte Borg aber auch seinem Sport Vorwürfe: Im Tennis gebe es Doping, behauptete er im SVT-Interview. Er sprach über die Dopingsperre für den italienischen Tennisstar Jannik Sinner. „Er hat seinen Fitnesstrainer entlassen, und als sich alles beruhigt hatte, hat er ihn wieder eingestellt. Das finde ich sehr seltsam.“

Frau Patricia ist eine große Stütze für Björn Borg

Auch während seiner aktiven Zeit habe es schon Doping im Tennis gegeben. „Ich weiß, dass zu meiner Zeit einige Spieler gedopt waren. Ich möchte keine Namen nennen, aber ich weiß, dass es zu meiner Zeit Doping gab“, so Borg. Er selbst habe sich jedoch daran nie beteiligt.

Inzwischen sei er clean, so Borg weiter, kämpfe aber nach wie vor mit den Folgen der Drogensucht. Er sei im Sternzeichen Zwilling geboren. „Ich bin daher zwei Personen“, erklärte Borg. Es sei, als sitze jemand auf seiner Schulter, der ihn manchmal tief in den Dreck ziehen wolle. „All die Dämonen, die ich hatte. Es sind so viele Dämonen, und es ist schwierig, mit ihnen umzugehen.“

Eine große Stütze in seinem Leben sei seine Frau Patricia, die er 2002 geheiratet hat und die auch Co-Autorin seiner Biografie ist. Er betrachte sie als lebenden Schutzengel, wie er der Zeitung „Dagens Nyheter“ erklärte. Sie habe ihn aufgehalten und ihm das Leben gerettet, als er wieder einmal auf dem falschen Weg war. „Als ich Patricia traf, spürte ich sofort, dass sie eine ernsthafte Frau ist. Das war der große Unterschied zu meinen früheren Beziehungen. Es hieß einfach: ‚Reiß dich zusammen!'“

Tennis spielt Borg nicht mehr

Aufs Tennis muss Borg inzwischen verzichten. Er treibe zwar Sport, sagte Borg der „Dagens Nyheter“. Nur Tennis spiele er nicht mehr. Seine rechte Schulter und seine Knie seien kaputt. „Wenn ich eine Stunde Tennis spielen würde, könnte ich zwei Wochen lang nicht laufen.“ Stattdessen steige er jeden Tag auf seinen Heimtrainer in seiner Wohnung oder gehe um sein Sofa herum. Der Boden seines Wohnzimmers weise mittlerweile sogar Spuren seiner Runden auf. „So kann ich Dinge in meinem Leben durchdenken und verarbeiten und überlegen, was ich tun und was ich nicht tun sollte.“

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