Meinung: Zoos zum Schutz von Tierarten? Ich glaub‘, mich laust der Affe

Zoos wollen Tiere schützen, arbeiten aber mit fragwürdigen Methoden. Sind wir ehrlich: Die öffentliche Zurschaustellung von Tieren dient vor allem unserer Freizeitgestaltung.

Der Nürnberger Tiergarten ist sicherlich eine der schönsten Zoo-Anlagen hierzulande. Das behaupte ich nicht nur, weil ich in der fränkischen Metropole aufgewachsen bin. Die naturnahe Kulisse in einem ehemaligen Sandsteinbruch mit ihren weiten Wegen ist ein beliebtes Ausflugsziel am Wochenende, und auch so mancher Kindergeburtstag oder Kita-Tag findet hier statt. 

Gleich nahe dem Eingang befindet sich das Gehege für die Mantelpaviane. Alle Besucher freuen sich am lustigen Treiben der Affenhorde, mit ihren vielen Jungtieren, die auf den Sandsteinfelsen über hölzerne Rampen rennen und an dicken Tauen baumeln. 

Zoo in Nürnberg tötet Affen aus Platzmangel 

Doch ach! Die Affen mit ihren hundeartigen Köpfen und langen Eckzähnen bekommen das einfach nicht hin mit der Verhütung. Hemmungslos vermehren sie sich. Vor ein paar Wochen traf der Nürnberger Tiergartendirektor daher eine harte Entscheidung: Zwölf Mitglieder aus der Affenfamilie sollten sterben. 

Groß war der Protest gegen die Euthanasie: Gesunde Tiere zu töten, erschien vielen Tierschützern widersinnig und ethisch verwerflich. Nach der Tötung gingen bei der Staatsanwaltschaft mehr als 350 Anzeigen gegen die Verantwortlichen ein. Zoodirektor Dag Encke schloss weitere Tötungen aufgrund von Platzmangel nicht aus, es könnte Lemuren ebenso treffen wie Gorillas. Die Steinbruchgehege lassen sich nicht so einfach erweitern. 

Auch in anderen Zoos gab es in letzter Zeit ähnlich fragwürdige Entscheidungen. Der Zoo im dänischen Aalborg rief im vergangenen Jahr auf seiner Website private Tierbesitzer dazu auf, ihnen nicht mehr gewollte Nager, Vögel oder Pferde zu spenden, um sie an ihre Raubtiere zu verfüttern – wohlgemerkt lebende Tiere, nicht etwa verstorbene. Der Leipziger Zoo schlachtete 2023 einen Zebrahengst und legte ihn seinen Löwen zum Fraß vor. Der Hengst gehörte zu den vom Aussterben bedrohten Grevy-Zebras. Da er jedoch keine guten Spermien mehr produzieren konnte, sei er für das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) zum Schutz von Arten nicht mehr nützlich gewesen, sagte der Zoodirektor aus Leipzig.

Schimpansenbaby musste sterben, die Mutter hatte es nicht angenommen  

Zuletzt ereignete sich ein Tötungsdelikt im Zoo am Meer in Bremerhaven. Dort hatte eine Schimpansin Nachwuchs bekommen, um den sie sich mangels Muttergefühlen nicht kümmern wollte. Nach ein paar Tagen beschlossen die Verantwortlichen, das Affenbaby einzuschläfern. Eine Aufzucht per Hand wäre zwar möglich, aber nicht sinnvoll gewesen, hieß es. Das kleine Menschenaffenmädchen hätte sich nie in einer Gruppe von Artgenossen zurechtgefunden. 

Was lernen wir aus all dem?

Zoos sind keine Tierpflegeanstalten, denn die Haltung von Wildtieren in Gefangenschaft ist immer nur eine schlechte Krücke. Entweder die Tiere vermehren sich zu stark, vernachlässigen ihren Nachwuchs oder zeigen mit der Zeit untypisches Verhalten. Denn das beste Gehege ist kein Ersatz für ein Leben in freier Wildbahn. Auch das Argument, Tierparks seien ein wichtiger Beitrag zur Arterhaltung, ist eine Illusion. Seltene und vom Aussterben bedrohte Spezies jenseits ihres natürlichen Lebensraumes zu erhalten, ist kein Mittel, um den immer rasanteren Schwund an Biodiversität aufzuhalten. 

Ja, man kann gefährdete Tierarten für eine gewisse Zeit am Leben erhalten, und durch den Austausch zwischen Zoos auch deren genetische Vielfalt bewahren. Als sogenannte Reservepopulationen sollen sie dann irgendwann wieder in die Natur zurückkommen – so die Idee.

Arterhaltung in Zoos ohne Biotopschutz ist sinnlos

Aber das ist letztlich ein sinnloses Unterfangen. Denn wo sollen die mühsam aufgepäppelten Spezies in Zukunft einmal hin? Mit aller Macht zerstören wir ihre natürlichen Lebensräume, immer länger wird die Rote Liste der bedrohten Arten. Artenschutz auf Zoo-Weise ist in etwa so sinnvoll, wie einen Ertrinkenden aus dem Meer zu retten, um ihn dann anschließend mit einer Bleiweste in einen Swimmingpool zu werfen.  

Machen wir uns ehrlich: Zoos sind keine artgerechten Einrichtungen, und sie helfen nicht dem Arterhalt, so sehr wir uns das auch selbst wünschen. Sie sind einzig und allein eine nette Abwechslung zu anderen Freizeitaktivitäten wie Kino, Schwimmbad oder Vergnügungsparks. Dass sich Familien dort wohlfühlen und auch Kindergartenkinder toben und vielleicht auch mal ein exotisches Tier aus der Nähe sehen, dagegen ist nichts einzuwenden. Aber, dass Tierparks einem höheren Zweck dienen, das ist schlicht nicht wahr. 

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