Katholische Kirche: Bistümer zahlen Millionen an Missbrauchsopfer

Nach Jahrzehnten des Schweigens zahlt die katholische Kirche hohe Summen an Missbrauchsopfer. Wie viel Geld ist in den Diözesen Mainz, Limburg und Fulda bislang geflossen?

Studien über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche haben Erschütterndes ans Licht gebracht. Verbrechen wurden jahrzehntelang verschwiegen und vertuscht. Viele Kirchenmitglieder reagierten mit ihrem Kirchenaustritt. Aber es gibt auch Aufarbeitung, oft gemeinsam mit Betroffenen. 

Dabei fließt auch Geld, die Bistümer sprechen von „Leistungen in Anerkennung des Leids“, nicht von Entschädigung. Es könne keine Entschädigung geben für das große Leid, das Menschen zugefügt wurde, heißt es. 

Bistum Mainz

Im Bistum Mainz, das zu etwa Zweidritteln auf hessischem Gebiet liegt, gingen seit 2011 einem Sprecher zufolge 159 Anträge ein, die an die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen weitergeleitet wurden. Bis Anfang September seien rund 2,8 Millionen Euro gezahlt worden. Für Therapien habe man zudem 314.105 Euro aufgewendet.

Bistum Limburg

Im Bistum Limburg sind den Angaben zufolge bis Anfang September von 69 Menschen Anträge eingegangen. Bei sieben Anträgen oder Widersprüchen stehe derzeit eine Entscheidung der Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen aus. Die bisherigen Anerkennungsleistungen des Bistums Limburg belaufen sich einem Sprecher zufolge auf etwa 2,5 Millionen Euro. Ferner seien zusätzlich Therapie- oder Sachkosten übernommen worden. 

Zuletzt sorgte eine Entscheidung zu einer Ausstellung zu sexualisierter Gewalt im Limburger Dom für Kritik des Betroffenenbeirates. Nach dessen Willen hätte die Ausstellung „Mitten unter uns“ während des bis Sonntag dauernden Kreuzfestes zu sehen sein sollen, sie endete jedoch bereits am Donnerstag. Vonseiten des Bistums sei unter anderem argumentiert worden, die aus Silhouetten Betroffener bestehende Ausstellung nehme Dombesuchern und Pilgern dringend benötigte Sitzplätze weg, hatte der Beirat mitgeteilt. 

Zudem könnten sich Besucher ungefragt gezwungen sehen, mit sexueller Gewalt konfrontiert zu werden. „Was ist eine Erinnerungskultur wert, in der die Angst, Irritationen auszulösen so groß ist, dass man sich scheut, bittere Wahrheiten darzustellen“, hieß es in der Mitteilung des Beirates. 

Ein Bistumssprecher erklärte, das Bistum stehe uneingeschränkt zu seiner Verantwortung in der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt und zu einer Erinnerungskultur, die Betroffenen Raum gebe und ihre Stimmen hörbar mache. Der für die Ausstellung mögliche Zeitraum folge organisatorischen Notwendigkeiten in Verbindung mit dem Kreuzfest. Eine Ausstellung wie „Mitten unter uns“ brauche „eine angemessene inhaltliche und liturgische Rahmung, damit sie ihre Wirkung entfalten und eine sensible Begegnung mit dem Thema ermöglichen kann“, so der Sprecher. „Hierzu wurde dem Betroffenenbeirat ein Gespräch angeboten, das jedoch nicht zustande gekommen ist.“  

Bistum Fulda

Das Bistum Fulda hat bisher nach eigenen Angaben an 26 Betroffene sexualisierter Gewalt insgesamt 619.000 Euro Anerkennungsleistungen gezahlt (Stand Anfang September). Darüber hinaus wurden Therapiekosten in Höhe von 23.900 Euro übernommen. Zu aktuellen Anträgen wollte die Bistumsverwaltung keine Angaben machen. Im Bistum Fulda leben rund 325.000 Katholiken. Es erstreckt sich vom Rhein-Main-Gebiet bis nach Ost- und Nordhessen, im Westen Thüringens und im Norden von Bayern gibt es kleinere Gebiete, die ebenfalls dem Bistum Fulda angehören.

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