Berufsausbildung: Wohnungsnot bremst Einstieg ins Berufsleben

Viele Auszubildende und Studenten finden nur schwer bezahlbaren Wohnraum. Die Gewerkschaft IG Metall sieht darin ein massives wirtschaftliches Risiko, denn Fachkräfte werden gebraucht.

Wohnungsnot bremst nach Einschätzung der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt den Berufseinstieg von Lehrlingen und Studenten. „In vielen Städten ist bezahlbarer Wohnraum für Auszubildende und Studierende schlicht nicht mehr zu finden. Der Fachkräftenachwuchs von morgen steht häufig schon vor dem ersten Arbeitstag vor existenziellen Hürden“, teilte die Gewerkschaft mit. Was früher der Aufbruch in ein neues Lebenskapitel gewesen sei, werde heute für viele zum sozialen Stresstest.

Die IG Metall brachte mehrere Fallbeispiele. So müsse ein 19-Jähriger täglich zwei Stunden pro Strecke bis zu seinem Ausbildungsplatz pendeln, weil er sich ein Zimmer vor Ort nicht leisten könne. Eine 21-Jährige arbeite jedes Wochenende in der Gastronomie, um die 650 Euro Miete für die WG zahlen zu können – das sei mehr als die Hälfte ihres Einkommens. Ein 18 Jahre alter Lehrling im Handwerk habe keine Wohnung gefunden und müsse vorerst auf der Couch eines Kollegen schlafen. 

Gewerkschaft sieht massives wirtschaftliches Risiko

„Wer heute eine Ausbildung oder ein Studium beginnt, braucht nicht nur Motivation und einen klugen Kopf, sondern auch eine bezahlbare Bleibe. Genau daran scheitert es immer öfter“, erklärte IG Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger. Der Eintritt in ein neues Lebenskapitel werde zur Belastungsprobe, die allzu häufig vom finanziellen Hintergrund der Eltern abhänge. „Das ist keine neue Entwicklung, aber sie spitzt sich mehr und mehr zu.“ Die IG Metall sieht darin ein massives wirtschaftliches Risiko.

Die Gewerkschaft rief die Landes- und Kommunalpolitik dazu auf, Wohnungs- und Ausbildungspolitik stärker zusammenzudenken. „Dazu gehören verbindliche Mietobergrenzen bei öffentlich gefördertem Wohnraum, eine gezielte Investitionsoffensive in Wohnheime sowie eine verlässliche, einkommensabhängige Unterstützung für junge Menschen mit geringem Einkommen.“

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