Beim Wetter hatte der Juli einiges zu bieten: von drückender Hitze bis zu anhaltendem Starkregen mit heftigen Unwettern. War das normal? Die stern-Analyse in Grafiken.
Vom Sommer in die Traufe, so lässt sich der Juli 2025 wohl am besten beschreiben. Der Monat begann vielversprechend sommerlich mit 30 Grad, und das mehrere Tage am Stück. Während Radiomoderatoren das Schwimmbad-Wetter bejubelten, warnten Klimaaktivisten und Umweltverbände erneut vor den Gefahren der extremen Hitze. Die Mitte des Monats war kaum erreicht, da purzelten die Temperaturen plötzlich um zehn bis 15 Grad, gefolgt von heftigen Gewittern mit Starkregen.
Bindfäden statt Sonnenstrahlen, so endete der Juli vielerorts in Deutschland. Dazu warnte der Deutsche Wetterdienst (DWD) beinahe täglich vor Gewittern und Starkregen. Vor allem die zweite Julihälfte erinnerte mehr an den April als an den Hochsommer. Und weil im Juli fast ganz Deutschland Sommerferien hat, stellte sich nicht nur die Frage, ob der Urlaub ins Wasser fällt, sondern ob diese Schwankungen noch normal sind – oder einmal mehr der Klimawandel grüßen lässt?
Juli-Wetter mit Entscheidungsschwierigkeiten
Von beidem ein bisschen, sagen Meteorologen und Klimaforscher. Richtig ist, dass der Juli 2025 zu nass war, so schreibt es der DWD in seiner monatlichen Wetterbilanz. Durchschnittlich fielen in ganz Deutschland 114 Liter pro Quadratmeter. Im Vergleichszeitraum 1961 bis 1990 war es mehr als ein Drittel weniger.
Das gilt aber nicht für ganz Deutschland, denn regional verteilte sich der Niederschlag sehr unterschiedlich. „Vor allem im Nordosten und in Teilen Bayerns hatten wir viel Niederschlag und Starkregen“, erklärt DWD-Meteorologe Andreas Walter. Dort fielen verbreitet 100 bis 150, örtlich sogar um 200 Liter pro Quadratmeter. „Am Alpenrand landeten über den ganzen Monat hinweg 300 bis 400 und lokal über 450 Liter pro Quadratmeter in den Messtöpfen.“
Insgesamt gab es in Bayern aber „nur“ einen Niederschlagsanstieg von 30 Prozent. Rekordhalter auf Bundeslandebene war Hamburg. Dort fielen im Juli 155 Liter. Verglichen mit dem üblichen Referenzzeitraum von 1961 bis 1990 hat sich die Regenmenge in Ostdeutschland besonders stark erhöht. In Brandenburg kam das sehr gelegen: Dort löschten die heftigen Regenfälle Waldbrände, die die Einsatzkräfte der Feuerwehr zunächst nicht unter Kontrolle bringen konnten.
Nass und feucht, das passt eher zum Herbst. Kein Wunder, dass die anhaltenden Regenfälle die Juli-Temperaturen gefühlt sinken ließen. Doch das sei nicht der Fall gewesen, betont der DWD. Der Juli war warm – wie warm, hängt aber davon ab, welchen Vergleich man heranzieht.
Mit durchschnittlich 18,4 Grad Celsius war der Juli dieses Jahres gemessen an den Temperaturen kein Ausreißer, sondern „absolut durchschnittlich“, bilanziert der DWD. Dass viele den Juli trotzdem als deutlich kühler empfunden haben, dürfte mit seinen Vorgängern zusammenhängen: 2022 bis 2024 waren die Durchschnittstemperaturen in Deutschland jeweils höher als in diesem Jahr. Global gesehen war der Juli 2023 laut dem europäischen Klimawandeldienst Copernicus sogar der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Weil sich Deutschland zu den Pariser und europäischen Klimazielen bekennt, kommt es bei dem Vergleich aber auf den Referenzzeitraum von 1961 bis 1990 an. In dieser Hinsicht war der Juli dieses Jahres bundesweit genau 1,5 Grad zu warm. Damit hat Deutschland das Pariser Klimaziel mancherorts gerissen: In Norddeutschland lagen die Temperaturen teils mit einem Plus von zwei Grad über dem gesetzten Ziel.
Welche Rolle spielt der Klimawandel?
Dass sich Sonnen- mit Regentagen in den Sommermonaten abwechseln, ist normal. Auffallend sind aber die Extreme. Der DWD merkt an, dass die „Meteorologen tief in die Warnkiste greifen mussten“. Von Hitze- und schweren Gewittern, über Dauerregen- und Starkregenwarnungen bis hin zu Sturm- und Schneefallwarnungen war im Juli alles drin.
Der Juli allein ist kein Indiz für die Folgen der Erderwärmung. Aus einzelnen Monaten Ableitungen zu ziehen, sei schwierig, erklärt auch Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Aber der Juli passt zu dem, was Klimawissenschaftler schon seit Jahren prognostizieren: Der Klimawandel führt dazu, dass extreme Wettereignisse wie längere Trockenphasen und Unwetter wie Gewitter und Starkregen zunehmen. Außerdem beobachten Meteorologen und Forscher länger anhaltende Wetterlagen, „welche dann durch ihre Andauer zu einer Dürrephase oder ausgiebigen Niederschlägen führen können“, sagt Hattermann. Hintergrund ist, dass sich natürliche Ströme wie der Jetstream, der das Wetter in Europa mit beeinflusst, durch die Erderwärmung verlangsamen.
Das hat auch mit den physikalischen Eigenschaften der Atmosphäre zu tun, die sich zunehmend verändern. Steigende Temperaturen auf der Erde lassen Wasser im Boden und aus Gewässern zunächst stärker und schneller verdunsten. Gleichzeitig kann die Atmosphäre durch die zunehmende Wärme mehr Feuchtigkeit aufnehmen, ihr Anteil steigt also. Wenn diese feuchten Luftmassen weiter aufsteigen und abkühlen, entstehen Gewitter und Regenfälle. Mit fortschreitendem Klimawandel fallen diese immer extremer aus.
Zum Problem wird dieses Zusammenspiel aus abwechselnder Hitze und Starkregen vor allem dann, wenn die Böden so ausgetrocknet oder versiegelt sind, dass sie die herab prasselnde Wassermassen nicht mehr aufnehmen können. Die Folge sind Überschwemmungen, wie beispielsweise bei der verheerenden Ahrtalflut 2021. So weit kam es im Juli 2025 aber zum Glück nicht.