Fleisch steht bei Löwen, Tiger und Eisbären auf dem Speiseplan. Der Zoo im dänischen Aalborg versucht auf ungewöhnliche Weise, an das Futter heranzukommen.
„Wenn Sie ein gesundes Tier haben, das aus verschiedenen Gründen abgegeben werden muss, können Sie es uns gerne spenden.“ Mit diesem Facebook-Post sorgt der Zoo im dänischen Aalborg derzeit für Aufsehen.
Denn die Tiere landen nicht in einem Gehege, wo sie gepflegt werden. Der Zoo verfüttert sie an seine Raubtiere.
„Hühner, Kaninchen und Meerschweinchen sind ein wichtiger Bestandteil der Ernährung unserer Raubtiere – insbesondere für den europäischen Luchs, der ganze Beutetiere benötigt, die denen ähneln, die er in der Natur jagen würde“, erklärt der Zoo auf seiner Facebookseite. Man habe die Verantwortung, die natürliche Nahrungskette der Tiere nachzuahmen – „sowohl aus Gründen des Tierschutzes als auch der fachlichen Integrität“.
Geschultes Personal töte die Tiere auf humane Weise, bevor sie als Futter enden. „Auf diese Weise geht nichts verloren – und wir gewährleisten ein natürliches Verhalten, eine ausgewogene Ernährung und das Wohlergehen unserer Raubtiere.“
Auf seiner Website bittet der Zoo auch um Spenden von Pferden, Kaninchen, Hühnern und Meerschweinchen, um sie zu verfüttern.
Direktor des Aalborg Zoo: „Können Menschen aus Zwickmühle herausholen“
Ein Angebot, dass offenbar auch wahrgenommen wird. „Viele bringen Kaninchenbabys mit, weil sie so viele bekommen haben und Kaninchen so fruchtbar sind, dass oft viele Junge zur Welt kommen“, berichtet die Zoologin des Zoos, Thea Loumand Faddersbøll, dem Lokalsender TV2 Nord. Im Jahr 2025 habe der Zoo bereits 137 Kaninchen erhalten. Viele der gespendeten Pferde seien alt oder verletzt.
„Es gibt auch viele, die das Interesse an ihren Haustieren verlieren, und dann können wir Menschen aus einer Zwickmühle herausholen“, erklärt Henrik Vester Skov Johansen, Direktor des Aalborg Zoos. Trotz der Spenden gibt der Zoo jährlich mehrere Millionen dänische Kronen für Futter aus.
Ein Geschäft, bei dem so gesehen beide Seiten profitieren. Der Zoo brauche große Mengen Fleisch, um seine Raubtiere zu versorgen. Jedes Tier frisst etwa 20 Kilogramm Fleisch pro Woche, berichtet ein Zoologe. Im Aalborg Zoo betrifft das vor allem Löwen, Luchse, Eisbären und Tiger.
Die Raubtiere bekommen das Futter als Ganzes „serviert“ – mit Fleisch, Haut und Haaren. „Die Knochen enthalten viel Kalzium, das gut für die Tiere ist, und die Haare der Tiere wirken wie eine Zahnbürste. Das ist gut, um Fleischreste zwischen den Zähnen zu entfernen“, erklärt Thea Loumand Faddersbøll.
Gemischte Reaktionen auf Praxis des Zoos
Ein Tierarzt töte die gespendeten Tiere und untersuche sie gründlich, um sicherzustellen, dass sie keine Gefahr für die Zootiere darstellen. Falls doch, würden sie eingefroren, bis Viren und Bakterien absterben. Eisbären erhielten oft tiefgefrorenes Pferdefleisch, um Krankheiten zu vermeiden, so Loumand Faddersbøll.
Die Reaktionen auf den Facebook-Post sind gemischt. „Ich finde es besser, als wenn die armen Tiere in den Wäldern zurückgelassen werden und sich selbst überlassen bleiben“, schreibt eine Frau. „Eine gute Initiative, damit sie nicht in den Müll geworfen werden, wenn sie nicht mehr niedlich sind“, kommentiert eine andere. Andere Nutzerinnen und Nutzer kritisieren das Prozedere des Zoos als „makaber“. Ein Nutzer schreibt: „Eine zutiefst perverse und erniedrigende Denkweise steckt hinter dieser kranken Idee, die einen schrecklichen Trend der Gleichgültigkeit gegenüber Tieren in Dänemark ausgelöst hat und diese traurige Unterentwicklung nur noch verstärkt.“ Wiederum andere teilen ihre positiven Erfahrungen, die sie bereits beim Spenden von Tieren an den Zoo gemacht haben.
Zoos verfüttern Tiere an andere Tiere – sorgen damit aber für Schlagzeilen
Tiere an andere Tiere zu verfüttern, ist in Zoos üblich. Manche züchten Futtertiere eigens für Löwen, Tiger und andere Fleischfresser. Auch überzählige Zootiere werden getötet und verfüttert. Solche Fälle sorgen jedoch immer wieder für Schlagzeilen – etwa 2014, als der Kopenhagener Zoo die Giraffe Marius tötete, oder 2023, als der Leipziger Zoo ein Zebra verfütterte. Der Karlsruher Zoo gab seinen Eisbären bereits Wisentfleisch aus eigener Zucht.
Der Nürnberger Zoo geriet zuletzt in die Kritik, weil er mehrere Paviane wegen Platzmangels tötete. Nach den Tötungen habe der Tiergarten wissenschaftliche Proben für die Forschung von den Pavianen entnommen. Die Tierkörper sollen anschließend an die Raubtiere verfüttert werden. Auch bedrohte Arten wie Somali-Wildesel und Prinz-Alfred-Hirsche landen dort im Futtertrog.
Laut dem Deutschen Tierschutzbund töten europäische Zoos jährlich schätzungsweise 3000 bis 5000 gesunde Tiere. Der Verband kritisiert, dass die Zoos dies nicht offen kommunizieren.
Weitere Quelle: Nachrichtenagentur DPA