Schädlinge: Atempause oder Trend? Wie das Wetter den Borkenkäfer bremst

Kahle Hänge, massenweise Schadholz – in den vergangenen Jahren traf der Borkenkäfer die Wälder im Südwesten hart. Jetzt ist die Lage ruhiger, der Trend zeigt nach unten. Doch wie lange hält das an?

Nach den erheblichen Waldschäden vor allem durch Borkenkäfer in den vergangenen Jahren hat sich die Lage in Baden-Württemberg zuletzt etwas entspannt. Durch die vielen Niederschläge und die vergleichsweise geringen Temperaturen im März und April sei der Buchdrucker, die mit Abstand wichtigste Borkenkäferart, in diesem Jahr später als im Vorjahr ausgeflogen, teilte Forstminister Peter Hauk (CDU) mit. 

Die Forstkammer gibt für den Start ins Schädlingsjahr ebenfalls zurückhaltend Entwarnung: „Dass es nass und kalt gewesen ist, war für die Borkenkäfer schlecht und für die Bäume gut“, sagte der Geschäftsführer der Forstkammer, Jerg Hilt. Nun komme es auch auf die kommenden Wochen an.

Forstminister Hauk warnt: Nach wie vor hohe Zahlen

Frühestens im Herbst werde man sehen, wie sich der Borkenkäfer und damit auch der Zustand des Waldes entwickelt habe, sagte Hauk. Die Ausgangspopulationen der Käfer lägen immer noch deutlich höher als in den Jahren vor 2018. 

Auch die aktuellen Rückgänge bei der Schadholzmenge seien mit Vorsicht zu bewerten. „Die letzten Monate waren niederschlagsarm und es deutet sich ein warmer Mai an“, sagte Hauk. Und mit der Trockenheit schwinden die Abwehrkräfte der Bäume, der Käfer hat dann leichteres Spiel. 

Holzfäller haben weniger Holz eingeschlagen 

Nach den jüngsten Zahlen des Statistischen Landesamtes haben die Holzfäller wegen einer deutlich geringeren Menge an Schadholz auch insgesamt weniger Holz eingeschlagen. Im vergangenen Jahr wurden rund 10 Millionen Kubikmeter Holz aus den Wäldern entnommen – etwas weniger als im Jahr zuvor, wie das Landesamt mitteilte. Die Masse an Schadholz ging in diesem Zeitraum sogar um etwa ein Fünftel (21,4 Prozent) zurück auf 3,8 Millionen Kubikmeter Holz. 

Etwa jeder zweite Kubikmeter (1,9 Millionen) dieser Menge ist laut Landesamt durch Schädlinge, vor allem durch Borkenkäfer, angegriffen worden. Das ist zwar deutlich weniger als im Jahr zuvor, als Insekten 2,6 Millionen Kubikmeter Holz zerstörten. Das Landesamt betont aber auch: „Trotz einer signifikant niedrigeren Menge im Vergleich zum Vorjahr, blieben die Insektenschäden auch 2024 die größte Schadursache.“. 

Larven knabbern an der Baumrinde  

Entwarnung will auch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg trotz der gesunkenen Zahlen nicht geben und verweist – wie auch Hauk – auf die Wetterprognosen. „Die aktuell etwas wärmere und trockene Witterung wird voraussichtlich wieder zu etwas höherer Schwarmaktivität führen. Es ist mit neuem Frischbefall zu rechnen“, heißt es unter anderem in einem aktuellen FVA-Bericht. In den Brutbäumen seien die ersten großen Larven zu sehen, während weiterhin Eier unter der Rinde abgelegt würden. 

Nach dem Schlüpfen ernähren sich die Larven von der Bastschicht des Baums. Diese dünne Schicht unter der Rinde bildet das lebenswichtige Leitungssystem des Baums, durch das Wasser und Nährstoffe transportiert werden. Wird die Schicht zerstört, stirbt der Baum. Schon 200 Borkenkäfer genügen, um einen einzigen Baum so zu schädigen, dass er nicht weiterleben kann.  

Kontrolle ist wichtig 

Daher empfiehlt die FVA, stärker zu kontrollieren, ob Bäume neu befallen wurden. „Das entscheidende Befallsmerkmal ist in den kommenden Wochen das Bohrmehl, das im frühen Stadium des Befalls entsteht und der erste sichere Hinweis auf Buchdrucker-Befall ist“, heißt es bei der FVA. Seien an Fichten nur Harztropfen zu sehen, gelte es abzuwarten. „Harztropfen deuten auf eine Abwehr von Einbohrversuchen hin, die auch gegebenenfalls erfolgreich sein kann.“

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