Heiß, heißer, noch heißer: Die Temperaturen steigen im Freistaat durch subtropische, feuchte Luft in den nächsten Tagen weiter. Wie kann man sich dafür am besten rüsten?
Bayern steht eine schweißtreibende Woche bevor. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) soll die Hitzewelle am Mittwoch ihren vorläufigen Höhepunkt erreichen: Knapp 40 Grad sind unter dem Einfluss von Hochdruckgebiet Bettina in manchen Regionen des Freistaats möglich.
Die Meteorologen warnen vor starker Belastung durch die Temperaturen bei hoher Luftfeuchtigkeit. Die Polizei warnt zudem davor, Kinder oder Hunde auch nur kurze Zeit im Auto zurückzulassen. Das könne angesichts der Hitze schnell lebensbedrohlich werden.
Auch in der Nacht können die Menschen vielerorts demnach nur auf wenig Abkühlung hoffen. An manchen Orten sinken die Werte demnach nicht unter 22 Grad. Bei 20 Grad liegt die Marke für tropische Nächte.
Wo wird es wann am heißesten?
Die heißesten Orte Bayerns werden wohl – wie so oft – in Unterfranken liegen. In Kitzingen könnte das Thermometer bis Mittwoch auf bis zu 40 Grad steigen. Dort wurden vor ziemlich genau zehn Jahren auch schon mal 40,3 Grad gemessen – bis dahin die höchste gemessene Temperatur in Deutschland. Auch in Kahl am Main, Aschaffenburg und Regensburg hält der DWD Spitzenwerte für möglich. „Da geht es richtig heiß her“, sagte der Meteorologe Dirk Mewes.
Damit startet der Juli ähnlich, wie der Juni in Bayern laut DWD insgesamt ausfiel: viel wärmer, sehr sonnig und viel trockener als zu erwarten war. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) lag die Durchschnittstemperatur an den Wetterstationen im Freistaat bei 19,1 Grad – und damit 4,2 Grad über dem sogenannten langjährigen Mittel.
Wie werden die Nächte?
Wer Zeit hat, könnte die Nacht zum Tag machen. Der DWD kündigt tropische Nächte mit mehr als 20 Grad an. Für späte Grillfeste und ausgedehntes Feiern bis in die Morgenstunden ideal – für andere eine Qual, wenn die Luft im Schlafzimmer stickig und schweißtreibend ist.
Können Schülerinnen und Schüler auf Hitzefrei hoffen?
Das hängt vor allem von den Schulleiterinnen und Schulleitern ab. Die Entscheidung liege in deren Verantwortungsbereich, heißt es vom bayerischen Kultusministerium. Die Schulleitung kenne die Gegebenheiten vor Ort besser – zum Beispiel, wie gut welche Räume klimatisiert sind, ob die Schülerinnen und Schüler bei Unterrichtsausfall überhaupt nach Hause kämen oder ob es zum Beispiel schon reiche, einzelne Stunden vom Dachgeschoss in den Keller zu verlegen. Eine gesetzliche Hitzefrei-Regelung gibt es demnach nicht.
Der stellvertretende Landeschef des bayerischen Schulleitungsverbands, Robert Hackenberg, sagte: „Wo immer möglich, sind Maßnahmen der Schule zu bevorzugen, um der Hitze vor Ort angemessen zu begegnen.“ Denn Hitzefrei sei vor allem für berufstätige Eltern eine Herausforderung: „Die meisten Eltern arbeiten und können sich wie die meisten Arbeitnehmer auch nicht einfach hitzefrei nehmen.“ Sie erwarteten zu Recht eine zuverlässige Betreuung.
Besonders trifft die Hitze die Schülerinnen und Schüler der Mittelschulen, Realschulen, Förderschulen und der Schulen für Kranke: Sie absolvieren gerade ihre schriftlichen Abschlussprüfungen. Die Räume würden am Morgen extra noch mal gelüftet. Außerdem dürften die Schülerinnen und Schüler Getränke mitnehmen. „Zudem enden die Abschlussprüfungen alle gegen Mittag, bevor die Temperaturen noch mal deutlich ansteigen“, teilte eine Sprecherin des Kultusministeriums mit.
Brechen jetzt die Klimaanlagen im Zug zusammen?
Gerade neue Züge sollten laut Bahn auch mit 40 Grad Außentemperatur klarkommen. Bis zu dieser Marke erfüllten die Klimaanlagen einen „Komfortanspruch“, sagte eine Bahn-Sprecherin. Funktionsfähig seien sie sogar bei Temperaturen bis zu 54 Grad. Etwa 96 Prozent der Züge haben demnach eine Klimaanlage – im Umkehrschluss müssen Fahrgäste bei jedem 25. Zug darauf verzichten und darauf hoffen, dass man kleine Fenster öffnen kann.
Die Münchner S-Bahn gibt als Ziel aus, dass die Klimaanlagen die Luft um höchstens 5 Grad herunterkühlen, wenn es im Zug wärmer als 22 Grad wird. Gemessen wird die Temperatur demnach über Fühler an den Wagenübergängen.
Doch die Hitze bringt nicht nur die Fahrgäste ins Schwitzen. „Störfälle häufen sich unter Umständen, weil alles permanent auf Hochtouren läuft – Zuglüfter können ausfallen, Materialien erliegen der Spannung, welche die Hitze mit sich bringt“, schreibt die Bahn. Für die Wartung der Klimaanlagen in Fern- und Regionalzügen investiere die Bahn aber pro Jahr je einen zweistelligen Millionenbetrag.
Kommt nach der Hitze wieder das Unwetter?
Voraussichtlich ja – zumindest in einigen Regionen. Einzelne Gewitter sind laut DWD schon am Wochenanfang möglich. Vor allem im Süden Bayerns steigt die Unwettergefahr schon am Mittwoch wieder an. Möglich sind dann orkanartige Böen, Starkregen und Hagel. Am Donnerstag sei dann „eine Menge Gewitter zu erwarten“, sagt DWD-Meteorologe Mewes. Bis zu 40 Liter Regen pro Quadratmeter binnen kurzer Zeit seien nicht ausgeschlossen – allerdings, wie häufig bei Unwettern, nur an einzelnen Orten.
Gibt es dann auch Hoffnung auf Abkühlung?
Ja – zumindest kurz. Nach einer tropischen Nacht von Mittwoch auf Donnerstag nähert sich eine Kaltfront – wobei „kalt“ in diesem Fall übertrieben scheint. Hitzegeplagte können dennoch ein wenig aufatmen. In den Nächten zum Freitag und zum Samstag erwarten die Wetterexperten Tiefstwerte zwischen 14 und 17 Grad, in Regionen wie dem bayerischen Vogtland sogar erfrischende 10 Grad.
Am Freitag gibt es eine Verschnaufpause, vor allem in den Mittelgebirgen und im Allgäu. Einzige Ausnahme: der Untermain. In Kitzingen rechnet der DWD auch am Freitag mit Temperaturen um die 28, 29 Grad. „Dann fängt es langsam wieder an, hochzuköcheln“, sagt Mewes und spricht von Werten über 25 Grad in Bayern am Samstag, vereinzelt sogar in Richtung 30 Grad.
Was kann ich tun, um bis dahin durchzuhalten?
Vor allem nachmittags nicht draußen körperlich aktiv sein, genug Wasser trinken und durchs nächtliche Lüften, Rollläden und geschlossene Fenster die eigenen vier Wände möglichst kühl halten. Wer im Dachgeschoss leidet, kann in Großstädten wie München und Nürnberg auch besonders gekennzeichnete kühle Orte aufsuchen – dazu gehören neben Schwimmbädern und Badeseen vor allem Kirchen.
Das Erzbistum München und Freising lädt explizit in seine Kirchen mit ihren dicken Mauern ein: Sie zählen „zu den wenigen Orten, an denen Menschen in der Stadt Zuflucht und einen Sitzplatz im Kühlen finden, ohne etwas kaufen oder konsumieren zu müssen“, teilt das Erzbistum mit. „Wenn Menschen dort auch körperliche Erholung erfahren, dann freut uns das umso mehr“, sagt Generalvikar Christoph Klingan. „Zum Besuch unserer Kirchen ist jede und jeder eingeladen.“
In Würzburg ist an Hitzetagen von Dienstag an auch der Eintritt ins Museum am Dom frei. „Gerade bei hohen Temperaturen brauchen Menschen dringend Orte zum Durchatmen, körperlich wie geistig“, sagt Museumsleiter Jürgen Emmert.