US-Turnerin: Diskussion um Transsportlerinnen eskaliert – Simone Biles löscht X-Account

Dürfen Transathletinnen an Frauenwettbewerben teilnehmen? Darüber hat Turn-Superstar Simone Biles mit einer Ex-Schwimmerin gestritten – bis die Diskussion eskalierte.

Wer auf X nach Simone Biles sucht, findet viele Beiträge über die Turnerin, aber keine mehr von ihr. Die 28-Jährige hat ihr Konto bei dem Online-Netzwerk deaktiviert – offenbar als Folge einer Auseinandersetzung mit der früheren Schwimmerin Riley Gaines.

Dabei ging es um die Rolle von Transathletinnen im Sport. Ein heiß diskutiertes Thema, bei dem die Meinungen immer wieder aufeinanderprallen. So auch zwischen Biles, mit 30 WM-Medaillen und elfmal Olympia-Edelmetall die erfolgreichste Turnerin der Welt, und Gaines, einst erfolgreiche College-Schwimmerin und heute konservative Aktivistin.

Heftiger Schlagabtausch zwischen Simone Biles und Riley Gaines auf X

Als solche spricht sich Gaines schon länger gegen die Teilnahme von Transfrauen bei Frauenwettbewerben aus. Anfang des Monats kommentierte sie auf X ein Foto einer Softball-Mädchenmannschaft aus Minnesota. Das Team hatte gerade eine Highschool-Meisterschaft gewonnen, eine der Sportlerinnen war eine Transperson. „Die Kommentare sind ausgestellt. Was zu erwarten war, wenn der Starspieler ein Junge ist“, postete Gaines.

Simone Biles wiederum reagierte mit einem emotionalen Kommentar auf diese Aussage. „Du bist wirklich krank“, schrieb die Turnerin, und warf Gaines vor, Transgender-Personen zu „mobben“: „Niemand im Sport ist sicher, solange du dabei bist.“ Die Ex-Schwimmerin betreibe eine Kampagne, weil sie „einmal ein Rennen verloren“ habe, behauptete Biles. 

Damit spielte sie auf einen Schwimmwettkampf 2022 an, bei dem Gaines und die Transfrau Lia Thomas zeitgleich den fünften Platz belegten. Der Fall machte internationale Schlagzeilen, Gaines klagte später gegen die Teilnahme von Thomas an Frauenwettbewerben. Biles hingegen forderte in ihrer Replik, nach Wegen zu suchen, „Sport inklusiver zu machen“. Sie schlug vor, über eine Transkategorie in allen Sportarten nachzudenken. 

Biles entschuldigt sich für persönliche Angriffe

Es entwickelte sich ein regelrechter Schlagabtausch zwischen beiden Sportlerinnen. Gaines konterte, es sei nicht ihre Aufgabe, Wege zu überlegen, wie Männer im Frauensport einbezogen werden könnten. Die Reaktion von Biles nannte sie „enttäuschend“. Natürlich mischten sich auch andere User mit mehr oder weniger gehaltvollen Kommentaren ein und bekamen dafür teils harsche Antworten. 

Für die persönlichen Angriffe auf Riley Gaines entschuldigte sich Simone Biles später. Sie habe für dieses komplizierte Thema auch keine Lösung parat, schrieb die Ausnahmeturnerin, betonte aber: „Ich glaube, Empathie und Respekt sind die Grundlage.“

Gaines nahm die Entschuldigung an, konnte sich aber eine weitere umstrittene Äußerung nicht verkneifen. Sie wies darauf hin, dass Biles wie auch andere US-Turnerinnen sexuellen Missbrauch durch den ehemaligen Teamarzt Larry Nassar erlebt habe. Dies stellte sie als Gegensatz zu ihrer Haltung gegenüber Transathletinnen dar. Biles zog sich daraufhin nicht nur aus der Diskussion, sondern komplett aus dem Netzwerk zurück. Auf anderen Social-Media-Plattformen wie Instagram sind ihre Accounts weiterhin aktiv. 

Transfrauen im Sport – eine komplizierte Diskussion

Die Diskussion um Transfrauen im Frauensport wird seit Jahren geführt, insbesondere in den USA. Kritiker wie Gaines befürchten Wettbewerbsverzerrung, die Gegenseite fordert mehr Inklusion. Noch gibt es keine einheitlichen Regelungen, je nach Sportart und Verband wird das Thema unterschiedlich gehandhabt. 

Der internationale Leichtathletikverband lässt keine Sportlerinnen zu, die eine männliche Pubertät durchlaufen haben. Im Schwimmen dürfen Transfrauen nur starten, wenn die Geschlechtsumwandlung vor dem zwölften Lebensjahr stattgefunden hat. US-Präsident Donald Trump hat nach seinem Amtsantritt eine Anordnung unterschrieben, die Transathletinnen kategorisch vom Frauensport ausschließt.

Quellen: Riley Gaines auf X, „The Telegraph“, ABC News

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