„Kitchen Impossible“: Tim Mälzer gegen Jamie Oliver – das Duell der Dekade bewegt alle

Von Küchen-Babys zu Weltstars: Jamie Oliver und Tim Mälzer zeigten das schönste „Kitchen Impossible“ aller Zeiten – voller Tränen und Lachen. Liebeserklärung eines Fangirls.

Wenn Sie hier auf eine kritische Würdigung der jüngsten „Kitchen Impossible“-Folge hoffen, muss ich Sie enttäuschen. Hier kommt reine Liebe. Seit zehn Jahren bin ich Fan von „Kitchen Impossible“, keine Folge habe ich je ausgelassen. Bewunderer von Jamie Oliver bin ich, seit ich zwölf Jahre alt bin – ich habe ihm beim Kochen zugesehen und deswegen selbst damit angefangen. Er hat mir gezeigt, dass Kochen Liebe ist, dass es Menschen verbindet und auch einfache Zutaten zu etwas Magischem werden können. Seine Art, über Essen zu sprechen, seine Begeisterung, seine Mission für besseres Schulessen – all das hat mich begeistert.

Jamie Oliver ist ein Grund, warum ich heute über Essen schreibe. Er ist ein Vorbild für mich. Insofern war es ein wahr gewordener Traum, dass mein Held endlich gegen Tim Mälzer bei „Kitchen Impossible“ antritt.

Die Ausgangslage hätte emotionaler kaum sein können: Zwei Jugendfreunde, die einst gemeinsam im legendären „River Café“ in London ihre ersten Schritte in der Spitzengastronomie machten, stehen sich nach Jahrzehnten als internationale Kochstars gegenüber. Während Oliver ein globales Kulinarik-Imperium aufbaute, schwor Mälzer, ihm eines Tages auf Augenhöhe zu begegnen. Zehn Jahre Überzeugungsarbeit brauchte der Hamburger, bis der britische Weltstar endlich zusagte.

Das waren die Aufgaben

Tim Mälzer kochte Beef Wellington in London: Jamie Oliver fordert seinen deutschen Freund mit einem britischen Klassiker heraus, der für ihn „ein Stück Kindheit“ bedeutet. Im Headquarter von Oliver musste Mälzer das legendäre Beef Wellington von Chefkoch Calum Franklin nachkochen – dem „Pie King“ aus dem „Public House“ in Paris. Eine Aufgabe mit emotionaler Komponente, die Oliver bewusst aus seiner Vergangenheit wählte.

Jamie Oliver kochte Mohinga in London: Mälzer schickte den Weltstar in den östlichen Teil Londons, wo Oliver in der privaten Küche von Patricia, der Mutter von Emily Chung (Gründerin vom Supper Club „The Ragoon Sisters“), erstmals mit einem ihm völlig unbekannten Gericht konfrontiert wird: Mohinga, eine burmesische Spezialität. Bekannt für seine internationalen „Home Cooking“ Rezepte, musste der britische Starkoch diesmal in einem privaten Umfeld eine Jury begeistern, für die das Gericht heimatverbunden ist.

Beide kochten Culurgiones mit Gennaro Contaldo: Den absoluten Gipfel erreichte die Folge jedoch im finalen Showdown: Unter den Augen ihres gemeinsamen Mentors Gennaro Contaldo mussten beide die sardischen Culurgiones nachkochen – ausgerechnet im Restaurant „500“ von Mario Magli, einem weiteren ehemaligen Schüler Gennaros, der wie Tim und Jamie einst unter der Fuchtel des italienischen Meisters lernte.

Unterhaltungsfernsehen erster Güte

Was folgte, war Unterhaltungsfernsehen allererster Güte – ein Feuerwerk aus Emotionen. Oder, wie Mälzer später sagte: „Du trägst Einhorn-Glitzer auf ‚Kitchen Impossible‘.“ In der Tat verwandelte der Brite selbst die Momente der Verzweiflung in etwas Besonderes. Seine anfängliche Nervosität vor dem unbekannten Mohinga wich zunehmend jener Eleganz, die ihn zum Weltstar machte.

„Normalerweise, wenn ich TV-Shows mache, weiß ich alles. Aber heute war alles neu. Ich glaube, ich war schon immer ein kleiner Kontrollfreak – und diesmal hatte ich keinerlei Kontrolle“, gestand Oliver seine Verunsicherung. Seine Analyse des Formats war erstaunlich: „Das Magische an ‚Kitchen Impossible‘ ist seine Einfachheit. Es ist wie eine Autopsie. Es ist forensisch.“

Sobald der Brite wieder in seinem Element war, entfaltete sich die ganze Schönheit seines Kochens. Mit einer Präzision und Leidenschaft arbeitete er sich durch die fremde Küche. Man sah ihm an, wie sehr er seinen Beruf liebt – seine Konzentration war so intensiv, dass selbst Mälzer ehrfürchtig zusah. Es war, als würde er nicht kochen, sondern malen.

Die Verwandlung des Tim Mälzer

Ebenfalls bemerkenswert war die Verwandlung, die Tim Mälzer durchlief. Der sonst so polternde Hamburger wurde in Olivers Gegenwart sanft und ehrfürchtig. Alle Härte wich einer fast kindlichen Bewunderung für seinen alten Freund. Die üblichen Schimpftiraden blieben aus – stattdessen konzentrierte Ruhe und ein Respekt, der durch jede Pore drang.

„Ich mache diese Show seit zehn Jahren. Weißt du, wie oft ich schon in der Scheiße war? Zu oft. Aber heute geht es mir gut“, reflektierte Mälzer ungewöhnlich entspannt. Seine ehrlichen Momente – „Das ist einfach das Schwierigste, was wir jemals bei ‚Kitchen Impossible‘ hatten“ – machten ihn menschlicher denn je.

Beim finalen Pasta-Duell offenbarte sich Olivers größte Schwäche. Trotz seiner anmutigen Art, den Teig auszurollen – jede Bewegung so konzentriert, dass selbst Mälzer nur die Rolle des ehrfürchtigen Beobachters blieb – entwickelten sich die Culurgiones zu Olivers Waterloo. „Das ist eine der wenigen Pasta-Sorten, die ich nicht machen kann. Gennaro wusste, dass das etwas ist, das mich schlagen würde“, gestand Oliver hinterher.

Doch der wahre Regisseur der Folge war Gennaro Contaldo. Der 76-jährige Italiener verwandelte das Restaurant „500“ in einen Tempel der Erinnerungen. Mit Mario Magli, seinem weiteren Schützling, vollendete sich ein Kreis der Kulinarik-Generationen. Sobald die vier zusammenkamen, wurde alles zu einer großen Familienszene – Konkurrenzkampf schmolz zu Umarmungen, Ehrgeiz zu Tränen der Rührung.

„Ich bin der Glückliche, weil ich in meinem Alter erwachsen geworden bin und diese Bindung immer noch habe“, reflektierte er über seine beiden berühmtesten Schützlinge. „Es ist wie eine Familie.“ In diesem Moment war das Studio erfüllt von einer Wärme, die durch den Bildschirm auch die Zuschauer erreichte. Jamie und Tim waren sichtlich bewegt.

Gennaros Bewertung des Formats war das schönste Kompliment: „Das ist die beste Show, die ich bisher gesehen habe.“

Ein Sieg für alle

Die intensivsten Momente entstanden, wenn Tim, Gennaro und Jamie zusammen waren. „Es ist eines dieser schönen Gefühle wie in der Weihnachtszeit, wenn du die Menschen um dich herum hast, die du liebst“, beschrieb er das Wiedersehen.

Mälzer wurde noch emotionaler: „Ich habe fast 15 Jahre auf diesen Moment gewartet, dass wir etwas zusammen machen. Ich bin stolz auf dieses Format und wollte, dass du dabei bist“, sagte er zu Jamie. „Nicht um zu gewinnen, sondern um dir zu zeigen, was ich in Deutschland erreicht habe.“

Am Ende siegte Jamie Oliver mit 14 zu 13,6 Punkten – ein Ergebnis, das jedoch völlig in den Hintergrund trat. „Ich habe noch nie etwas gewonnen“, gestand Oliver gerührt nach der Punktevergabe. In Wahrheit hatten alle gewonnen, weil die Freundschaft zwischen den Köchen alles andere überstrahlt hatte. Als sich Gennaro, Jamie und Tim am Ende in den Armen lagen, wurde deutlich: Hier hatte niemand verloren.

Love is all around

Diese Folge war für mich etwas ganz Besonderes. Knapp drei Stunden dabei zuzuschauen, wie sich diese Alchemie zwischen dem Trio entfaltete, war für mich pure Freude. Besonders berührend waren die Einblendungen alter „Naked Chef“-Aufnahmen: Tim mit wasserstoffblonden, kurz geschorenen Haaren und Zungenpiercing, Jamie als schlaksiger Brite mit ungewaschenen Haaren – zwei Küchen-Babys, die gemeinsam groß geworden sind. Sie jetzt bei „Kitchen Impossible“ zu erleben, hatte etwas Versöhnliches: zwei Kochidole, die zu ihren Wurzeln zurückgefunden haben.

In einer Zeit, in der Reality-TV oft kalt und kalkuliert wirkt, bewies diese Folge: Die schönsten Siege im Leben sind die, die man mit den Menschen teilt, die man liebt. 

Wie wäre es eigentlich mit einer Show, die Tim Mälzer, Jamie und Gennaro vereint? Man darf ja wohl noch träumen …

„Kitchen Impossible“ läuft sonntags um 20.15 Uhr auf VOX und ist eine Woche vorher bei RTL+ verfügbar. Die nächste Folge am 22. Juni zeigt das traditionelle Staffelfinale: Tim Mälzer gegen Tim Raue. 

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