morgenstern: Darf ein Eierlikör auch eifrei sein?

Bizarrer Streit über Eierlikör vor dem Landgericht Kiel. Debatte über Umgang mit China. Und: Wie unser Autor 20 Kilo in drei Monaten verlor. Die Lage am Morgen.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

ich gebe zu, es ist ein bisschen früh am Tag, um über Alkohol zu reden, aber wir machen heute mal eine Ausnahme. Hier geht es schließlich heute um eine existenzielle Frage des Lebens: Würden Sie verstehen, dass ein Produkt namens „Likör ohne Ei“ eine eifreie Version des Eierlikörs ist? Ich vermute jetzt einfach mal ja, so schwer ist das beim Namen ja nicht zu erkennen. Um eben jenes Produkt geht es heute vor dem Landgericht Kiel. 

Ein kleines Unternehmen aus dem schleswig-holsteinischen Henstedt-Ulzburg hat es gewagt, seinem Produkt ausgerechnet diesen Namen zu geben. Hinzu kommt, das Produkt ist auch noch – Achtung, es folgt das Unwort mit den fünf Buchstaben – vegan. 

Likör ohne Ei – würden Sie denken, da sei Eierlikör in der Flasche?
© PR

Beim Streit mit dem Schutzverband der Spirituosen-Industrie geht es weniger um die vegane Zusammensetzung, denn um das Ei im Namen – und das soll weg. Denn der Verband sieht einen Verstoß gegen die EU-Spirituosenverordnung. Diese besagt nämlich unter Punkt 39, dass das „Mindestgehalt an reinem Eigelb 140 g je Liter Fertigerzeugnis“ (und auch mindestens 150 Gramm Zucker oder Honig) betragen muss. 

Veganer Eierlikör: Das schmeckt der Spirituosen-Industrie gar nicht

Die Rechtslage scheint also klar: Nur was Eier enthält, darf Eierlikör heißen. „Die Bezeichnung ‚ohne Ei‘ stellt eine gedankliche Verbindung zum Eierlikör her und diese Anspielung verbietet das Gesetz“, monierte Schutzverband-Anwalt Christofer Eggers kürzlich beim NDR. 

Die Klage des Verbands, dessen erster Vorsitzender William Verpoorten, Chef des gleichnamigen Eierlikörriesen, ist, hat durchaus Aussicht auf Erfolg. In den vergangenen beiden Jahren klagte er bereits erfolgreich gegen zwei andere vegane Eierlikör-Marken.

Kaum etwas polarisiert bei Nahrungsmitteln so sehr, wie die Bezeichnung veganer Lebensmittel. Erst Anfang des Monats sprach sich die EU für ein Verbot der Bezeichnung „Veggie-Burger“ aus – zum Schutz der Landwirte und um ein „echtes Verwechslungsrisiko“, wie es eine EU-Abgeordnete ausdrückte, zu vermeiden. Aber Hand aufs Herz: Haben Sie schon mal versehentlich den veganen Burger statt des fleischhaltigen Pendants gekauft? Ist ja nicht so, dass die veganen Produkte sehr klar als solche gekennzeichnet sind. 

Zwar macht sich auch Bundeskanzler Friedrich Merz für ein Verbot („eine Wurst ist eine Wurst. Wurst ist nicht vegan“) stark, jetzt fällt ihm aber sein eigener Agrarminister in den Rücken. „Wenn die Menschen ein Veggie-Schnitzel kaufen, dann wissen sie, dass das nicht aus Fleisch ist“, sagte Alois Rainer am Montag dem „Münchner Merkur“. 

Zur Erinnerung: Rainer ist von der CSU, einer Partei, die nicht unbedingt für ihre „woken“ Einstellungen bekannt ist. Und dann ist er auch noch Metzgermeister.

Damit wären wir beim Kern der Sache, denn wer einen Veggie-Burger, ein Veggie-Schnitzel oder einen veganen Eierlikör haben möchte, wird den auch weiterhin so bezeichnen. Oder haben Sie schon mal zur Hafermilch Haferdrink gesagt?

Sollte man China öffentlich kritisieren?

Ein Affront überschattet die deutsch-chinesischen Beziehungen. Johann Wadephul von der CDU musste seine für diese Woche geplante Reise nach Peking absagen, nachdem ihm die chinesische Führung kaum Termine geben wollte. Grund war Kritik, die der Bundesaußenminister zuvor öffentlich am zunehmend aggressiven Auftreten in der Taiwanstraße geübt hatte.

Ist offene Kritik an China der richtige Weg angesichts der deutschen Abhängigkeit von chinesischen Importen? Wie kann Deutschland seine demokratischen Werte glaubhaft vertreten, ohne die eigenen Interessen zu stark zu gefährden? Darüber diskutieren die Chefreporterin des stern-Hauptstadtbüros, Miriam Hollstein, und stern-Chefredakteur Gregor Peter Schmitz.

Warum die Elternrolle viele Mütter krank macht

Etwa jede dritte Frau in Deutschland ist von einer mentalen Störung betroffen, darunter sind viele Mütter. Wissenschaftlerinnen des Forschungsverbunds Familiengesundheit an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) untersuchten, warum es gerade diese Bevölkerungsgruppe besonders häufig trifft.

Das Ergebnis: Die Elternrolle ist der größte Einflussfaktor auf die mentale Gesundheit der Mütter. Überlastete Mütter zeigen unterschiedliche Symptome, jede fünfte entwickelt eine Angststörung. All das kann zu einem Parental Burnout führen, einer überwältigendenErschöpfung in Zusammenhang mit der eigenen elterlichen Rolle. 

Ein Grund für die Überlastung: Die Hauptlast in der Familie liegt weiterhin bei den Müttern. Mein Kollege Helmut Broeg hat sich angesehen, wie man Mütter entlasten könnte.

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Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag! 

Take care!

Max Seidenfaden

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