Sportliche Großereignisse: Olympia dahoam könnte eine super Sache werden. Wirklich?

München hat bei einem Bürgerentscheid dafür gestimmt, sich für die Austragung von Olympia zu bewerben. Man hofft auch auf wirtschaftliche Impulse. Doch zahlt sich sowas wirklich aus?

Die Münchner haben für die Olympia-Bewerbung ihrer Stadt gestimmt. Rund 66 Prozent sagten bei einem Bürgerentscheid am Sonntag „Ja“ zu möglichen Sommerspielen 2036, 2040 oder 2044.

Den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder freut’s. Das sei ein super Signal für die Sportstadt München. Die anderen deutschen Bewerber könnten quasi einpacken.

Auch praktische Hürden sieht er keine: „Wir müssen nicht immer alles neu machen. Wir haben fast alles da.“ Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter ergänzt: „Da werden ein paar Tausend Wohnungen entstehen, die danach ja dauerhaft bleiben.“

Olympiadahoam, also einfach eine super Sache. Wirklich?

Was Olympia in München kosten würde

Was Söder und Reiter im gestrigen PR-Rummel nicht gesagt haben: Olympia kostet Milliarden. Experten der Technischen Universität München haben die nötigen Ausgaben auf 18 bis 21 Milliarden Euro geschätzt. Die Münchner Olympia-Planer nennen erwartete Kosten von 13,5 Milliarden Euro.

Seit den 1960er-Jahren hat jedoch keine Ausrichterstadt ihr ursprünglich geplantes Olympia-Budget eingehalten, wie eine Erhebung der Universität Oxford jüngst ergab. Selbst die gefeierten Paris-Spiele von 2024 waren demnach doppelt so teuer, wie zu Beginn errechnet.

Allein der Bürgerentscheid kostete rund 6,7 Millionen Euro, davon 1,8 Millionen für die Infokampagne. Dazu kommen die Bewerbungskosten, die in früheren Jahrenbei 30 bis 40 Millionen Euro lagen. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) geht von maximal 10 Millionen Euro aus.

Allerdings: Die Schlussrechnung der gescheiterten Münchner Bewerbung für die Winterspiele 2018 betrug mehr als 33 Millionen Euro.

Was Olympia bringen würde

Für München, Bayern und auch Deutschland würde die Austragung wohl einen allgemeinen Imagegewinn bedeuten. Diesen Effekt einzuschätzen oder zu beziffern, ist aber schwer.

Die Münchner Olympia-Planer erhoffen sich in mehreren Punkten einen Push für die bayerische Landeshauptstadt:

Durch das neue olympische Dorf würden einige Tausend Wohnungen entstehen.Wie schon 1972 könnte eine Neuausrichtung einen Schub für den Nahverkehr bringen.Von Bund und Freistaat winken Gelder für Stadtentwicklung und Projekte, die ohne Olympia nicht oder weniger leicht zu haben sind.

Kosten-Nutzen-Analysen vergangener Sportgroßveranstaltungen zeigen, dass kurzfristige Impulse durch zum Beispiel Tourismus und Baukonjunktur zwar messbar sind, aber kein nachhaltiges Wirtschaftswachstum erzeugen.

Olympische Sommerspiele 2024 in Paris

Die Olympischen Spiele 2024 in Paris kosteten insgesamt rund 8,9 Milliarden Euro. 6,6 Milliarden Euro davon waren öffentliche Kosten, die der französische Staat oder die Stadt Paris tragen mussten.Nach Angaben des Center for Law and Economics of Sport (CDES) brachten die Spiele der Region Paris zwischen 6,7 und 11,1 Milliarden Euro ein.

Das ehemalige Athletendorf im Pariser Stadtteil Saint-Denis bietet heute etwa 1000 neue Wohnungen, von denen rund die Hälfte als Sozialwohnungen oder zu vergünstigten Mieten angeboten werden soll.

Die Wohnungen im Olympischen Dorf, die auf dem freien Mietmarkt angeboten werden, seien pro Quadratmeter aber teurer als im Rest der Stadt, sagt Oriane Filhol, stellvertretende Bürgermeisterin von Saint-Denis. Das liege vor allem daran, dass es Neubauten sind.

Unterm Strich waren die Pariser Spiele wohl keine finanzielle Katastrophe. Sie brachten zwar nur bescheidenes BIP-Wachstum von rund 0,07 Prozentpunkten, halfen aber vor allem der französischen Hauptstadt bei Image, Wohnungsbau und Arbeitsmarkt.

Fuß­ball­welt­meis­ter­schaft 2006 in Deutschland

Die Fußball-WM 2006 in Deutschland gilt als eine wirtschaftlich erfolgreiche Veranstaltung: Der DFB verzeichnete einen Netto-Gewinn von 56,5 Millionen Euro, auch durch höhere Ticket- und Werbeeinnahmen.

Die Investitionskosten beliefen sich laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) auf etwa 3,7 Milliarden Euro, vorrangig für Modernisierungen von Stadien und Infrastruktur. Letztere sind auch nachhaltig spürbar. Die Ausgaben wurden größtenteils von Kommunen, Ländern und Sponsoren getragen eine direkte Belastung für den Bundeshaushalt war laut dem DIW gering.

Volkswirtschaftliche Analysen zeigen also, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt kaum Wachstumseffekte durch die WM erfuhr – der „Sommermärchen“-Effekt blieb überwiegend psychologisch.

Quellen:Technische Universität München, Universität Oxford, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung

Vielleicht gefällt Ihnen auch