Wer bei den US-Wahlen verliert, zieht sich oft aus der Politik zurück. Ex-Vizepräsidentin Kamala Harris aber sagt, sie könne sich vorstellen, nochmal ins Weiße Haus zu ziehen.
Fast ein Jahr ist der Wahlsieg von Donald Trump her und genauso lange scheint das halbe Land wie gelähmt zu sein. Fast unwidersprochen setzt der US-Präsident seine rabiate Agenda durch. Kritik oder Proteste bleiben so gut wie aus, auch von den oppositionellen Demokraten ist nur sporadisch etwas zu hören. Es gibt allerdings auch niemanden, der sich bei der Partei in den Vordergrund drängen würde.
Niemand bis auf Gavin Newsom. Der Gouverneur Kaliforniens gilt schon länger als Präsidentschaftskandidat, bislang aber fällt er weniger durch politische Statements auf, sondern dadurch, dass er auf Social Media die Egomanie Trumps veräppelt.
Kamala Harris lässt sich wieder blicken
Nun aber meldet sich eine Figur zurück, die viele Monate gebraucht hat, um sich nach ihrer Wahlklatsche wieder vor die Kameras zu wagen: Kamala Harris, die glücklose Präsidentschaftskandidatin von 2024. Offenbar will sich die ebenfalls aus Kalifornien stammende Demokratin nicht mit ihrer Niederlage im Rennen um das höchste Amt des Landes abfinden: „Ich bin noch nicht fertig“, sagte die der britischen BBC.
Ein eindeutiges Ja zu einem dritten Versuch, ins Weiße Haus zu ziehen, ist das zwar nicht. Aber für ein klares Bekenntnis wäre es ohnehin zu früh. Die nächsten Präsidentschaftswahlen finden 2028 statt – bis dahin kann noch viel passieren. Gutes wie Schlechtes. Dennoch klingen ihre Interview-Aussagen durchaus so, als wolle sie prüfen, wie im Land die Stimmung ihr gegenüber ist.
Möglicherweise doch noch US-Präsidentin
„Möglicherweise“ könnte sie eines Tages US-Präsidentin werden, so die frühere Vize unter Joe Biden. „Ich habe meine gesamte Karriere im Dienst der Öffentlichkeit verbracht, das liegt mir im Blut“, so Harris. Die nächsten Monate aber wolle sie damit verbringen, den Demokraten dabei zu helfen, „ihre Sitze bei den Zwischenwahlen zu behalten.“ Bei den so genannten Midterms Ende nächsten Jahres werden Teile des Senats sowie das gesamte Repräsentantenhaus neu gewählt.
Üblicherweise verliert die Regierungspartei, aktuell die Republikaner, dabei einige Sitze. 2018 waren die Zwischenwahlen während der ersten Trump-Präsidentschaft der Beginn einer beispiellosen Aufholjagd der Demokraten, die die damalige Oppositionspartei schließlich ins Weiße Haus brachte. Aktuell aber sieht es nicht so aus, als könnten sie von Trumps umstrittener Politik profitieren.
Dass gescheiterte Präsidentschaftkandidaten und -kandidatinnen ein Comeback versuchen, kommt vor, ist aber selten. In den allermeisten Fällen ziehen sich die Unterlegenden aus der Politik zurück. Eine Ausnahme in jüngerer Zeit ist, wenig überraschend: Donald Trump. Er verlor 2020 gegen das Duo Joe Biden und Kamala Harris, machte danach aber einfach weiter und zog vier Jahre später erneut ins Weiße Haus ein.
Kann Harris auf Verbündete vertrauen?
Für einen erneuten Anlauf ist Harris allerdings auf die bedingungslose Unterstützung ihrer Partei angewiesen. Ob sie sich darauf wird verlassen können, ist eher unwahrscheinlich. So packt sie in ihrem Buch „107 Days“ über ihren Wahlkampf und einige Mitstreiter aus – was bei den potenziellen Verbündeten wiederum nicht auf große Begeisterung stößt.