Welche Kontakte vermittelte der Hamburger Hafenchef der Familie Block? Was war mit „Dänemark-Projekt“ gemeint? Als Zeuge sagt Meier dazu vor dem Landgericht aus – und möchte einiges klarstellen.
Im Verfahren um die Entführung der Block-Kinder hat Hamburgs Hafenchef Jens Meier als Zeuge Angaben zur Vorgeschichte des Falls gemacht. Medienberichte, er habe die israelische Sicherheitsfirma empfohlen, die später die Kinder mutmaßlich in der Silvesternacht 2023/24 aus Dänemark entführte, seien „kompletter Quatsch“, sagte der 59-Jährige am 17. Prozesstag.
Meier leitet die städtische Hamburger Hafenverwaltung HPA und ist zudem Präsident der Welthafenorganisation IAPH. Von 2015 bis 2018 war er Präsident des Hamburger SV e.V. Laut Staatsanwaltschaft war Meier zu keinem Zeitpunkt Beschuldigter in dem Verfahren.
Das „Dänemark-Projekt“
Der Zeuge berichtete, er kenne den Familienanwalt der Blocks, der in dem Verfahren einer der sieben Angeklagten ist, seit vielen Jahren aus unterschiedlichen geschäftlichen Tätigkeiten. Da er sich als Hafenchef beruflich gut mit IT-Sicherheit auskenne, habe er diesem Anwalt auf Anfrage zwei Kontakte gegeben, die vielleicht beim Thema Cybersicherheit in dessen Kanzlei und in der Block-Gruppe weiterhelfen könnten, sagte Meier.
Auch habe sich der Anwalt Informationen über die Familie des Vaters der Block-Kinder in Dänemark erhofft, die im langen Sorgerechtsstreit zwischen der Unternehmerin Christina Block und ihrem Ex-Mann Stephan Hensel hilfreich sein könnten.
Nichts anderes habe er mit der Formulierung „Dänemark-Projekt“ gemeint, die die Ermittler in einer Nachricht bei ihm entdeckt hatten, versicherte Meier. Das sei „etwas unglücklich“ formuliert gewesen. Meier hatte der Auswertung seiner Datenträger nach Gerichtsangaben selbst zugestimmt.
„Zwei Telefonnummern weitergegeben“
„Ich habe zwei Telefonnummern weitergegeben“, sagte Meier zu seinen Gesprächen mit dem Familienanwalt und einem IT-Experten der Block-Gruppe. Das sei alles gewesen. Bei den Unterhaltungen sei es nie um die Rückholung von Personen gegangen, betonte Meier. „Es ging rein um eine technische Recherche.“
Bei den beiden Kontakten handelte es sich nach Aussage von Meier um einen früheren hochrangigen Polizeibeamten, der zu diesem Zeitpunkt für ein privates deutsches Sicherheitsunternehmen arbeitete und einen Mann, der als guter Netzwerker zu israelischen Firmen gelte, die Spezialisten im Bereich IT-Sicherheit sind.
In Israel gebe es viele „Topfirmen“, die zu den Marktführern im Bereich Cybersicherheit gehörten, sagte Meier. Die israelische Firma, die im Entführungsfall beschuldigt wird, gehöre nicht zu diesen Marktführern. Er habe ihren Namen zu diesem Zeitpunkt gar nicht gekannt.
Sicherheitsfirma soll Kinder nach Deutschland gebracht haben
Nach Darstellung der Angeklagten Christina Block war diese Firma ausschließlich zur Überprüfung der Cybersicherheit des zur Block-Gruppe gehörenden Elysée-Hotels angeworben worden und handelte ihr zufolge bei der Rückholaktion auf eigene Faust.
Die 52-Jährige ist die Tochter des Gründers der Steakhaus-Kette „Block House“, Eugen Block. Sie soll der Anklage zufolge den Auftrag gegeben haben, zwei ihrer Kinder aus der Obhut des Vaters zu entführen. Sie bestreitet das. An Silvester vor gut zwei Jahren waren der damals zehnjährige Sohn und die 13-jährige Tochter mutmaßlich von Mitarbeitern der israelischen Sicherheitsfirma entführt und zur Mutter nach Deutschland gebracht worden.
Fiel schon bei einem Treffen im Grand Elysée der Firmenname?
Wiederholt sprachen die Vorsitzende Richterin, Meier und die Anwälte im Gerichtssaal über ein Treffen im Hotel Grand Elysée. Das trug sich im Mai oder Juni 2023 zu, wie die Richterin sagte. Sie fragte Meier, ob bei dem Treffen schon über die israelische Sicherheitsfirma gesprochen worden sei, die mit der Entführung in Verbindung gebracht wird. Meier sagte, das sei nicht der Fall gewesen. Er habe den Namen des Unternehmens erstmals in einer Mail gelesen – und das erst im August 2023.
Geldsummen sind in Notizbuch festgehalten
Nach der Mittagspause verlas die Vorsitzende Richterin rund zwei Stunden lang übersetzte Mitschriften aus einem Notizbuch. Anwälte mehrerer Angeklagter erklärten, es sei nicht bewiesen, dass diese Notizen aus der Feder des Mannes stammten, der Leiter der beschuldigten israelischen Sicherheitsfirma gewesen sein soll. Die Staatsanwaltschaft geht allerdings davon aus.
Größtenteils waren die Inhalte des Notizbuchs kryptisch. Stichwortartig wurden beispielsweise Geldsummen, Hotelaufenthalte und Namen genannt. Es fielen Formulierungen wie „Medienarbeit und Krieg“, „Zweifel an der Persönlichkeit des Vaters“ und „Erzfeind“.
Anwalt der Nebenklage: An Entführer sei Geld geflossen
Der Verteidiger des angeklagten Israeli (36), der seine Beteiligung an der Rückholaktion zugegeben hat, sagte: Das Notizbuch belege, dass zahlreiche Leistungen erbracht worden seien. Dies zeige, dass das mutmaßlich in die Entführung verwickelte Unternehmen nicht „selbst beauftragend“ gehandelt habe.
Ähnlich äußerte sich der Anwalt der Nebenklage, der den Vater Hensel vertritt. Er sagte, es gab aus seiner Sicht eine Bezahlung an die Entführer. Blocks Verteidiger hat die Möglichkeit, sich zu einem späteren Zeitpunkt zu dem Notizbuch zu äußern.
Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt. Bis Ende März hatte das Gericht insgesamt 53 Prozesstage terminiert. Bisher haben an vielen Verhandlungstagen die angeklagte Christina Block sowie als Zeuge ihr Ex-Mann ausgesagt. Auch Sicherheitsberater, der die Familie in Dänemark im Auftrag der Familie Block beschatten sollte, wurde gehört. Die Liste weiterer Zeugen ist noch lang.