Vor der Stichwahl: Hass im Netz – Ermittlungen in vielen Fällen rund um OB-Wahl

Der Ausschluss des AfD-Kandidaten von der Abstimmung sorgt für einen juristischen Nachhall. Einige Tatverdächtige sind laut Polizei identifiziert.

Im Zusammenhang mit der Oberbürgermeisterwahl in Ludwigshafen ermittelt die Kriminalpolizei in Dutzenden Fällen wegen mutmaßlicher Hassmails. Wie das Polizeipräsidium Rheinpfalz auf Anfrage mitteilte, gingen bis zum 30. September insgesamt 356 Hinweise auf E-Mails oder Internetbeiträge ein, die im Kontext der Abstimmung und der Nichtzulassung des AfD-Kandidaten Joachim Paul stehen.

In 53 Fällen bestehe ein Anfangsverdacht auf strafbare Handlungen, hieß es. Die Polizei hat in diesen Fällen Ermittlungsverfahren eingeleitet – 49-mal wegen Beleidigung, viermal wegen Bedrohung. „Sämtliche Ermittlungsverfahren wurden beziehungsweise werden der Staatsanwaltschaft Frankenthal in Vorlage gebracht“, sagte ein Polizeisprecher.

Welche Aufgabe die Staatsanwaltschaft hat

Fünf Tatverdächtige konnten bislang namentlich identifiziert werden. Weitere Ermittlungen laufen. Über etwaige Einstellungen von Verfahren entscheide die Staatsanwaltschaft, hieß es. Dazu wollte sich das Polizeipräsidium nicht äußern und verwies auf die Zuständigkeit der Anklagebehörde in Frankenthal.

Der Polizei zufolge bewegten sich alle bisherigen Fälle im Bereich der Delikte Beleidigung und Bedrohung. Hinweise auf andere Straftatbestände wie Volksverhetzung oder üble Nachrede ergaben sich demnach bislang nicht.

Eine Häufung der eingegangenen Hinweise habe es vor allem in den beiden Wochen nach dem umstrittenen Ausschluss des AfD-Kandidaten Paul gegeben, erklärte der Sprecher. Danach sei die Zahl der Meldungen zunächst zurückgegangen. Seit der ersten Wahlrunde am 21. September verzeichne die Polizei wieder einen leichten Anstieg.

Wer in der Stichwahl steht

In Ludwigshafen hatte die Nichtzulassung Pauls zur OB-Wahl für breite Diskussionen und teils heftige Reaktionen im Netz gesorgt. Der Wahlausschuss der zweitgrößten Stadt in Rheinland-Pfalz hatte den AfD-Politiker wegen Zweifeln an dessen Verfassungstreue nicht zugelassen. Gerichte bestätigten den Ausschluss. Paul weist die Vorwürfe zurück.

Über den neuen Oberbürgermeister entscheidet am 12. Oktober eine Stichwahl zwischen Klaus Blettner (CDU/FWG) und Jens Peter Gotter (SPD). Die parteilose Amtsinhaberin Jutta Steinruck war nicht mehr angetreten. Die scheidende Oberbürgermeisterin ist seit dem Ausschluss von Paul besonders das Ziel von Anfeindungen etwa in sozialen Medien.

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