Deutschland-Monitor: Große Mehrheit der Deutschen befürwortet eine europäische Armee

Stärkere Verteidigung, reformierte Bundeswehr: Eine neue Studie zum Tag der Einheit zeigt eine erstaunlich hohe Veränderungsbereitschaft in West- wie Ostdeutschland. 

Der sogenannte „Reformherbst“ kann kommen. Denn: Die Deutschen sind veränderungsbereiter als angenommen. 

Dies besagt nach Informationen des stern eine Studie im Auftrag der Bundesregierung. Danach hält ein Drittel der Befragten (33 Prozent) die aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen sogar für zu langsam. Nur 22 Prozent empfinden sie als zu schnell. Ein Großteil des Rests verortet sich zwischen diesen beiden Polen. 

Ebenfalls ein Drittel der Befragten sieht Chancen in der Transformation, während 30 Prozent die Risiken betonen. 37 Prozent betrachten Chancen und Risiken als gleichmäßig verteilt.

Die Zahlen stammen aus der neuesten Ausgabe des „Deutschland-Monitors“, der zum Bericht der Deutschen Einheit gehört. Das Bundeskabinett berät das Papier an diesem Mittwoch. Der „Deutschland-Monitor“ basiert auf einer repräsentativen Befragung von etwa 4000 Menschen und wird durch Stichproben ergänzt. 

Laut der Umfrage sehen die Westdeutschen mit 35 Prozent etwas mehr Chancen in Veränderungen als Ostdeutsche (27 Prozent). Gleichzeitig existiert im Osten eine leicht stärkere Risikowahrnehmung. 

Überhaupt zeigen sich insgesamt aus Sicht der Forscher nur geringe Ost-West-Unterschiede bei der Transformationserfahrung aus dem vergangenen Jahrzehnt. Generell gilt: Befürworter von Veränderungen haben in der Regel einen höheren Bildungsgrad und ein höheres Einkommen. Und: Männer sind im Durchschnitt etwas risikobereiter als Frauen.

Die stärksten Veränderungen nehmen die Deutschen im Bereich der Verteidigung wahr. 36 Prozent kritisieren die dortige Entwicklung als eher schnell oder zu schnell, 23 Prozent halten sie wiederum für eher langsam oder zu langsam.

Bundeswehr soll Teil einer europäischen Armee werden

Dabei ist eine absolute Mehrheit der Deutschen dafür, dass die Bundeswehr Teil einer europäischen Armee wird. 57 Prozent befürworten diese Idee, nur 23 Prozent sprechen sich dagegen aus. Bei Jüngeren allerdings fällt die Zustimmung signifikant geringer aus. 

Noch größer ist die Mehrheit der Menschen, die eine selbstbewusste Außen- und Verteidigungspolitik der Bundesregierung befürworten. Nur 15 Prozent finden, dass sich Deutschland „aus der Weltpolitik heraushalten“ sollte. 77 Prozent sind dagegen. Der Rest ist unentschieden. 

Bei den Militärausgaben hält sich die Stimmung die Waage. 38 Prozent empfänden es als Zumutung, mehr Steuern für die Verteidigung zahlen zu müssen. 36 Prozent sehen dies eher oder völlig anders. In Ostdeutschland ist die kritische Haltung mit 45 Prozent allerdings deutlich höher.

Mehrheit steht Zuwanderung von Fachkräften positiv gegenüber

Eine relative Mehrheit von 43 Prozent sieht sich persönlich durch den Krieg in der Ukraine bedroht. 32 Prozent der Deutschen machen sich in dieser Hinsicht weniger oder gar keine Sorgen.

Ein zentrales Thema für die Menschen bleibt die Migration. Aber auch hier zeigt sich eine Mehrheit veränderungsbereit. 

68 Prozent der Befragten sind dafür, dass der Zuzug von Fachkräften aus dem Ausland gefördert wird. 59 Prozent finden, dass der Staat mehr für die Integration von Zuwanderern tun sollte. Und nur 28 Prozent geben an, dass die Migration ihr persönliches Umfeld zum Schlechten hin verändert habe. 

Vielleicht gefällt Ihnen auch