Nach Attentat: Vance moderiert „Charlie Kirk Show“ aus dem Weißen Haus

Nach dem Tod von Charlie Kirk ist die Lage in den USA angespannt. DNA-Spuren belasten den Verdächtigen, doch die Diskussion kreist auch um politische Schuldzuweisungen.

US-Vizepräsident JD Vance hat eine Episode des Podcasts von Charlie Kirk moderiert, um an den getöteten rechten Aktivisten zu erinnern. Seine Gäste und er stellten das Vermächtnis Kirks ins Zentrum, das sie stark religiös aufluden. Zugleich machten sie erneut deutlich, wen das Lager von US-Präsident Donald Trump für das Attentat als verantwortlich ansieht: die politische Gegenseite.

Die im Weißen Haus aufgezeichnete Sonderausgabe des Podcasts wurde auf der bei US-Konservativen populären Plattform Rumble übertragen. Vance erklärte darin, man setze alles daran, die Hintergründe der Tat aufzuklären – und gegen „das Netzwerk von Nichtregierungsorganisationen“ vorzugehen, das seiner Darstellung nach Gewalt fördere. 

FBI-Chef: DNA-Spuren passen zu Tatverdächtigem

Über die Motive des Tatverdächtigen ist bislang wenig bekannt. Bei dem vor ein paar Tagen festgenommenen Mann handelt es sich um einen 22-Jährigen. Der entscheidende Tipp für die Festnahme kam nach offiziellen Angaben aus der Familie des Tatverdächtigen. Nach Angaben von FBI-Chef Kash Patel hatte der Vater seinen Sohn auf Fahndungsaufnahmen erkannt. 

Patel zufolge stellten Ermittler inzwischen DNA-Spuren auf einem um eine Waffe gewickelten Handtuch fest, die in der Nähe des Tatorts gefunden worden war. Diese stimmten mit der DNA des Tatverdächtigen überein, sagte Patel dem Sender Fox News. Gleiches gelte für DNA-Spuren, die auf einem Schraubenzieher festgestellt worden seien, den Ermittler auf dem Dach gefunden hätten, von dem der Tatverdächtige geschossen haben soll.

Nach Angaben der Behörden verweigerte der junge Mann zunächst die Zusammenarbeit mit den Ermittlern. „Der Verdächtige hat bisher nicht kooperiert“, sagte Gouverneur Spencer Cox am Wochenende im Sender NBC News. Er stamme aus einer konservativen Familie, seine „Ideologie“ weiche aber davon ab. „Es gab eindeutig eine linke Ideologie bei diesem Attentäter“, sagte der Gouverneur. Er hatte die Tat zuvor als „politisches Attentat“ eingestuft. 

Trump macht „radikale Linke“ verantwortlich

Trump hatte bereits kurz nach der Tat die Rhetorik „radikaler Linke“ verantwortlich gemacht. Kritiker warfen ihm vor, damit die Stimmung im Land zusätzlich anzuheizen, statt einende Worte zu wählen.

Kirk war am Mittwoch auf dem Campus einer Universität in Utah angeschossen worden und starb später im Krankenhaus. Die Tat reiht sich ein in eine Serie politisch motivierter Gewalttaten in den USA. Erst vor wenigen Monaten wurden im Bundesstaat Minnesota eine demokratische Politikerin und ihr Ehemann erschossen. Auch auf Trump war im vergangenen Jahr bei einem Wahlkampfauftritt geschossen worden. Behörden und Experten warnen seit Langem vor zunehmender Radikalisierung – befeuert durch Hass im Netz und aggressive Rhetorik.

Während Trumps Leute den Demokraten die Schuld an der Eskalation geben, werfen diese dem Präsidenten und seinem Lager vor, mit ihrer Sprache selbst den Boden für Gewalt zu bereiten.

Miller spricht von „inländischer Terrorbewegung“

Auch in der von Vance moderierten Podcastfolge gab es Schuldzuweisungen. Trumps stellvertretender Stabschef Stephen Miller sprach von einer „organisierten Kampagne“ linker Gruppen, die zu der Tat geführt habe, und nannte sie eine „inländische Terrorbewegung“. Man werde umfassende Ressourcen der US-Regierung nutzen, um diese Bewegung „im Namen von Charlie“ zu zerschlagen.

Beobachter warnen, eine solche Rhetorik könne nicht nur als Rechtfertigung für Vergeltung dienen, sondern auch als Vorwand genutzt werden, um demokratische Strukturen und politische Gegner zu schwächen. Sie werten dies als weiteren Beleg für den autoritären Regierungsstil unter Trump.

Privatpersonen und Journalisten im Fokus von Kirk-Anhängern

Welche Dynamik solche Worte entfalten können, zeigt sich schon jetzt: Seit dem Attentat gerieten etliche Privatpersonen in den Fokus von Kirk-Anhängern – teils, weil sie seine Ermordung verharmlosten, teils aber auch lediglich, weil sie auf umstrittenen Äußerungen von Kirk hingewiesen hatten. Mehrere wurden bei ihren Arbeitgebern gemeldet. Das US-Außenministerium drohte zudem Ausländern mit dem Entzug ihrer Visa, sollten sie im Internet die Tat rechtfertigen.

In diesem Klima geriet auch ZDF-Journalist Elmar Theveßen in die Kritik, unter anderem, nachdem er in einem Podcast Trumps stellvertretenden Stabschef Miller mit Überzeugen aus dem Dritten Reich in Verbindung gebracht hatte. Der frühere US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, griff dies auf, bezeichnete Theveßen auf X als „linksradikal“ und forderte, ihm das US-Visum zu entziehen.

Das ZDF teilte knapp mit, man nehme die Aussagen zur Kenntnis. „Die Arbeit von Elmar Theveßen ist durch die Pressefreiheit geschützt.“ Sie sei ein hohes Gut, in Deutschland und in den USA.

Spendenaufrufe für Kirks Organisation

Kirks Tod entfaltet in den USA eine enorme politische Schlagkraft. Er galt als prägende Stimme der US-Rechten und erreichte ein Millionenpublikum, vor allem junge Männer. 2012 gründete er die Jugendorganisation Turning Point USA, die heute an zahlreichen Highschools und Hochschulen aktiv ist.

Seit dem Attentat haben Kirks Ehefrau Erika und Weggefährten wie der ultrarechte Publizist Steve Bannon Kirks Reichweite und Plattformen genutzt, um die Anhänger weiter anzusprechen. Sie bezeichneten Kirk unter anderem als „Amerikas größten christlichen Märtyrer“. Turning Point USA verschickte zudem Spendenaufrufe, in denen der Tod des 31-Jährigen in drastischen Worten als Aufruf zum politischen Engagement dargestellt wurde.

Auch im von Vance moderierten Podcast wurde Kirks Vermächtnis stark religiös gerahmt. Die Runde – neben Vance und Miller nahmen auch Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. und Trumps Sprecherin Karoline Leavitt teil – leitete daraus den Auftrag ab, Kirks Netzwerk fortzuführen und auszubauen. Vor allem junge Konservative sollten sich demnach offen zum Christentum bekennen und Kirks Botschaften in Politik und Gesellschaft weitertragen.

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