Verfahrensstau: Aktenberg bei Hamburger Staatsanwaltschaft wächst weiter

Nirgendwo sonst bei deutschen Staatsanwaltschaften wachsen die Aktenberge so sehr wie in Hamburg. Beim Deutschen Richterbund sieht man die Entwicklung mit Sorge.

Die Zahl unerledigter Fälle bei der Hamburger Staatsanwaltschaft wächst weiter – und zwar stärker als in den Strafverfolgungsbehörden anderer Bundesländer. So haben sich die offenen Verfahren in der Hansestadt seit 2021 fast verdreifacht, wie aus einer Umfrage der Deutschen Richterzeitung bei den Landesjustizministerien hervorgeht. Der Deutsche Richterbund nannte die Entwicklung dramatisch. 

Auch bundesweit stapeln sich demnach die Aktenberge: Zur Jahresmitte sei die bisherige Rekordzahl von 950.852 offenen Fällen, die Ende vergangenen Jahres gezählt worden waren, um 13.000 übertroffen worden, hieß es. Ende 2021 waren es demnach noch 740.162.

So viele offene Fälle wie noch nie

„Zur Jahresmitte 2025 melden die Ermittler fast eine Million offene Fälle, so viele wie noch nie“, sagte der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Richterbunds, Sven Rebehn. „Auch die Zahl der Neuzugänge bleibt 2025 auf Rekordniveau.“

In Hamburg waren Ende des zweiten Quartals den Angaben zufolge 64.404 Verfahren offen. Zum Vergleich: Ende 2021 waren es noch 22.900. Die Zahl der bei der Staatsanwaltschaft neu eingegangenen Verfahren belief sich zuletzt auf über 94.000. Die Gesamtzahl von gut 167.000 Neuzugängen im Jahr 2024 dürfte damit übertroffen werden.

Im vergangenen Jahr hatten unerledigte Fälle vor allem in den Deliktbereichen Diebstahl und Unterschlagung, Kinderpornografie und Geldwäsche die Aktenberge wachsen lassen. Zugleich erhöhte sich die durchschnittliche Bearbeitungsdauer der Verfahren von 2,2 Monaten im Jahr 2020 auf 2,9 Monate im vergangenen Jahr, wie jüngst eine Schriftliche Kleine Anfrage der AfD an den Senat ergeben hatte.  

Richterbund fordert 2.000 zusätzliche Stellen für Strafverfolgung 

Bundesweit kamen im ersten Halbjahr 2025 bei den Staatsanwaltschaften mehr als 2,7 Millionen neue Fälle auf die bereits bestehenden Aktenberge hinzu. „Im Ergebnis ziehen sich viele Strafverfahren in die Länge und Verfahrenseinstellungen nehmen zu“, sagte Rebehn.

Die Bundesregierung habe auf die Entwicklung reagiert und wolle die Justiz mit 450 Millionen Euro stärken. „Jetzt liegt es an den Ländern, dass das Geld schnell in der Justiz ankommt.“ 

Er erwarte deshalb, dass bei einer Ministerpräsidentenkonferenz noch in diesem Jahr 2000 zusätzliche Stellen für die Strafverfolgung zusagt werden, damit die daran gekoppelte Co-Finanzierung des Bundes fließen könne, sagte Rebehn und warnte: „Die Strafjustiz darf nicht zum Flaschenhals bei der Kriminalitätsbekämpfung werden.“

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