Patientenversorgung: Hautarzt wehrt sich gegen Regressforderungen

Dermatologische Praxen gibt es nur wenige in Ostfriesland. Der Hautarzt Brinker in Weener lehnt fast keinen Patienten ab. Dafür soll er nun bestraft werden.

Vor der Praxis von Hautarzt Bernd Brinker in Weener an der Ems (Landkreis Leer) stehen die Patienten frühmorgens bereits Schlange. Dermatologische Praxen gibt es nur wenige in Ostfriesland. Und weil Brinker so viele Menschen behandelt und dementsprechend Medikamente verschreibt, sieht er sich mit Regressforderungen konfrontiert. Eine fünfstellige Summe soll er nach eigenen Angaben nun zahlen und will sich dagegen wehren.

Die Niedersächsische Prüfungsstelle in Hannover schickte ihm nun eine Regressandrohung, weil er nach eigenen Angaben 60 Prozent mehr an Verordnungen aufweise als der Fachgruppendurchschnitt. Die Prüfer kontrollieren, ob Vertragsärzte wirtschaftlich arbeiten. Die „Rheiderland-Zeitung“ hatte zuvor berichtet.

Doppelt so viele Patienten wie andere

Bisher gehe es um rund 30.000 Euro, die allein für 2023 als Rückforderung im Raum stehen, sagt Brinker der dpa. Und die beträfen noch Zeiten in denen er noch weniger Patienten hatte, als heute. Damals habe er im Schnitt vielleicht 1.500 oder 1.600 Patienten pro Quartal behandelt. Inzwischen seien es knapp 3.000. „Damit liege ich teilweise doppelt so hoch wie Vergleichspraxen in der Umgebung.“

Für 2024 und 2025 dürften die Regressforderungen daher noch deutlich höher ausfallen als die bisher verlangte Summe, befürchtet er. „Ich mag gar nicht daran denken, wie sich das jetzt entwickelt haben wird.“ Der Dermatologe möchte niemanden zurückweisen und behandele möglichst jeden Patienten – auch weil er versucht habe, Patienten von Kliniken fernzuhalten, sagt der 52-Jährige.

„Wenn Regressforderungen in der Höhe, wie sie jetzt bestehen, realisiert werden würden, wäre das ein schwerer Schlag für die betriebswirtschaftliche Situation dieser Praxis“, sagt Brinker. Die Konsequenz daraus wäre, dass er deutlich weniger verordne – und Patienten bei kostspieligen Medikamenten an eine Klinik überweise. Das würde die Kosten nicht nur verlagern, sondern sogar noch erhöhen, kritisiert der Mediziner.

Kassenärztliche Vereinigung fordert Änderung

Auf Kritik stößt die Regelung auch bei der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN). „Wir kritisieren Arzneimittelregresse, die müssen weg“, sagte ein Sprecher. Wenn man über den 50 Prozent des Fachgruppendurchschnitts liege, könne eine Regressandrohung folgen. 

Dann hätte der Arzt in der Regel die Chance zu begründen, warum er überproportional viele Rezepte ausgestellt habe. Das könnten eventuell viele chronische Kranke sein oder wenig andere Fachärzte in der Region. Die KVN bietet Beratung und Unterstützung für die Mitglieder an.

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