Wilder Westen: Großstadt-Cowboys geben nicht auf – Party am Wochenende

Eigentlich sollte das Grundstück seit dem Wochenende leer sein. Doch die Betreiber der Westernstadt in Spandau wollen das Feld nicht so einfach räumen – trotz Kündigung.

Trotz Kündigung des Pachtvertrags und Räumungsaufforderung wollen die Betreiber der Westernstadt in Berlin-Spandau weiter machen. „Am Samstag wird wieder gefeiert“, sagte Ralf Keber, der Vorsitzende des Trägervereins „Cowboy Club Old Texas“, der Deutschen Presse-Agentur. Zunächst hatte der „Tagesspiegel“ berichtet. „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Jetzt sind erst einmal noch die Anwälte mit der Sache beschäftigt“, so Keber. Der Vermieter bleibt allerdings bei der Kündigung. 

Vermieter will kurzfristig Klage einreichen

„Der Pachtvertrag ist am vergangenen Wochenende ausgelaufen“, erklärte Jochen Ehlers von der Eigentümerfirma Dr. Aldinger & Fischer Grundbesitz und Vermarktungs GmbH. Der Verein sei verpflichtet, das Grundstück zurückzugeben. „Wenn sie das nicht freiwillig tun, bleibt uns ja nur der Rechtsweg. Wir werden kurzfristig Klage einreichen“, sagte Ehlers. 

Der Verein hatte das Grundstück 16 Jahre lang von der Firma gepachtet – für einen Euro pro Monat. Am Sonntag lief der Pachtvertrag aus. Sämtliche Vorschläge zur befristeten Fortführung des Vertrages seien von allen Beteiligten abgelehnt worden. Die Firma sehe sich daher gezwungen, den Vertrag zu kündigen, hatte Ehlers Ende August erklärt. 

Verein: Räumung in drei Monaten war nicht machbar

„Es ist völlig unrealistisch, innerhalb von drei Monaten eine ganze Stadt zu räumen“, sagte Keber alias Jack Hunter. Der Verein habe noch nichts abgerissen und hoffe noch immer, dass es eine Lösung gibt. Ein Umzug der Westernstadt an einen anderen Standort ist nach Aussage des Westernstadt-Bürgermeisters nicht möglich. „Eine Alternative gibt es für uns nicht“, so Keber. Das aktuell genutzte Grundstück ist rund 10 500 Quadratmeter groß. 

Westernstadt seit 1957 auf dem Gelände 

Die Westernstadt im Stadtteil Haselhorst mit etwa zwei Dutzend Gebäuden besteht laut Keber seit 57 Jahren. Zur „Old Texas Town“ gehören Saloon, Bank, Gefängnis und Kirche. 

Auch eine Stellmacher- und eine Sattlerwerkstatt können besichtigt werden. In einer Schmiede werden Pferde beschlagen und Wagenräder erhalten einen Eisenring. Auch eine historische Apotheke befindet sich auf dem Gelände. 

Im August überrannt von Party-Besuchern

In den Sommermonaten von Mai bis Oktober besuchen laut Keber durchschnittlich rund 500 Tagesgäste die Westernstadt. Insgesamt kommen jährlich etwa 10.000 Besucher – darunter auch Gäste von privaten Veranstaltungen wie Hochzeiten, Firmenfeiern und Geburtstagen. An jedem ersten Samstag im Monat gibt es eine Feier für die Öffentlichkeit – immer von 18.30 Uhr bis 2 Uhr morgens. Laut Keber kamen im August etwa 1.000 Besucher. „Wir wurden regelrecht überrannt“. 

Seit Monaten setzt sich der Verein gegen die Schließung ein. Eine im Juni gestartete Online-Petition „Rettet die Westernstadt“ hat mehr als 10.000 Unterstützer. Auch der Bezirk ist für den Erhalt der „Old Texas Town“. Im Juli demonstrierte der Verein auf dem Pariser Platz für den Fortbestand der Westernstadt.

Die Eigentümerin weist darauf hin, dass sich das gesamte Gebiet in der Umgebung in der Zwischenzeit entwickelt habe und sie es für sinnvoll halte, das Grundstück daran anzupassen. Das Unternehmen würde es gerne für den Bau eines Rechenzentrums nutzen.

Petition für die Westernstadt Westernstadt Spandau

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