Die meisten Angriffe von Wölfen auf Weidetiere ereignen sich im Spätsommer und Herbst. Zuvor sind die Raubtiere mit der Aufzucht der Welpen befasst. Experten raten dringend zur Vorsorge.
Experten rechnen in den kommenden Wochen wieder mit mehr Angriffen von Wölfen auf Nutztiere. Seit Anfang August sei es in mehreren Gebieten bereits zu neun Rissen gekommen, teilte die Fachstelle Wolf im Landesamt für Umwelt, Geologie und Landwirtschaft mit. In allen Fällen habe man den Wolf mit hinreichender Sicherheit als Verursacher bestätigen können. Bei sechs der acht betroffenen Schafherden habe es einen Mindestschutz gegeben. In einem der Fälle sei ein Kalb gerissen worden. Die Behörde riet Tierhaltern zur Vorsorge.
Die meisten Wolfsangriffe im Spätsommer und Herbst
Nach Angaben des Landesamtes ereignen sich die meisten Übergriffe auf Weidetiere im Spätsommer und Herbst. Das hänge auch mit der Biologie des Wolfes zusammen. „Im Frühjahr und Frühsommer sind die Wölfe mit der Aufzucht der Welpen beschäftigt. Gleichzeitig ist die Jagd auf ihre Beutetiere leichter“, hieß es. Denn auch bei Reh-, Rot- und Schwarzwild gebe es in dieser Zeit Nachwuchs. Diese Entwicklung kehre sich im Spätsommer und Herbst um. Die heranwachsenden Wolfswelpen hätten immer höheren Nahrungsbedarf, während das Wild am Sommerende fit und eine schwerere Beute sei.
Wölfe sollen sich nicht an leichte Beute gewöhnen
„Haben Wölfe einmal gelernt, stromführende Weidezäune durch Springen zu überwinden, ist es geboten, sich an den Maßgaben des in Sachsen geltenden zumutbaren Herdenschutzes zu orientieren“, teilte das Landesamt mit. Der Zaun sollte eine Mindestspannung von 4.000 Volt und zusätzlich ein Flatterband erhalten. Diese Breitbandlitze diene als optische Erhöhung und Barriere und werde in einem Abstand von circa 30 Zentimetern oberhalb des bestehenden Zaunes angebracht.
Ein wirksamer Herdenschutz trage dazu bei, dass sich Wölfe nicht an Weidetiere als leichte Beute gewöhnen. Die Behörden empfehlen für stromführende Weidezäune eine Mindesthöhe von 105 Zentimetern.
Rund 200 Weidetiere fielen bisher Wölfen zum Opfer
Bis Ende Juli waren in Sachsen 91 Schadensfälle bei Weidetieren gemeldet worden. In 55 Fälle konnte der Wolf mit großer Sicherheit als Verursacher bestimmt werden. 194 Weidetiere wurden getötet und 28 verletzt. Elf Tiere gelten als vermisst.