Freizeit: Schwere Zeiten für Vereinsheime in Kleingarten

Einst als wichtige Treffpunkte geschätzt, nimmt die Zahl der Vereinsheime in Kleingärten deutlich ab. Die Vereine hoffen auf Unterstützung aus der Politik und sehen Potenziale.

In Thüringen werden immer weniger Vereinsheime in Kleingartenanlagen betrieben. „Die Zahl ist überall im Freistaat deutlich rückläufig“, sagt der Präsident des Landesverbands Thüringen der Gartenfreunde, Wolfgang Preuß. So gebe es beispielsweise im Landkreis Altenburger Land insgesamt 62 Kleingartenvereine im Verband, nur vier davon hätten noch gewerblich betriebene Vereinsheime mit einem gastronomischen Angebot. Zur Wendezeit hätten noch schätzungsweise 80 Prozent der Vereinsheime Essen und Trinken angeboten.

Die Gründe seien vielfältig und abhängig von der geografischen Lage, so Preuß. In ländlichen Regionen nehme vor allem der hohe Leerstand die Vereine voll in Beschlag und lasse kaum Raum für andere Aktivitäten. So sei die Gesamtmitgliederzahl des Verbands von rund 74.000 in den 90er-Jahren auf aktuell etwa 61.000 gesunken, der Altersdurchschnitt sei hoch. Viele Menschen seien weggezogen. Aktuell gebe es ungefähr 5.000 leere Gärten im Freistaat.

Vereinsheime als außerschulische Lernorte?

„Wir müssen zurückkehren zu einem gesunden Verhältnis von Angebot und Nachfrage“, so Preuß. Nur wenn ein gesundes Vereinsleben möglich sei, hätten auch Vereinsheime eine Chance zu bestehen. Deren Bedeutung für die Gesellschaft sei nicht zu unterschätzen: Kleingärten und deren Vereinsheime böten eine gute Plattform für Kommunikation.

Gerade für kleine Orte seien sie eine Chance, um besonders Familien, Senioren und Pendler zusammenzubringen und Gemeinschaftsangebote zu stärken. Sinnvoll seien auch vermehrte Kooperationen mit Schulgärten: Kleingärtner könnten die kostenlose Grundpflege von Gärten übernehmen und Lehrkräfte in ihrem Bildungsauftrag unterstützen. Vereinsheime könnten dabei als außerschulische Lernorte dienen.

Wie aus dem „Dornröschenschlaf“ wecken?

Um all diese Möglichkeiten zu erhalten und auszubauen, sei eine stärkere Unterstützung durch die Politik unverzichtbar: Neben Fördermöglichkeiten beim Rückbau von Leerständen müsse es auch einfache Finanzierungshilfen etwa beim Umbau oder der Sanierung von Vereinsheimen geben. „Vereinsheime in Kleingartenanlagen haben eine Zukunft und können aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen – wir müssen nur die richtigen Grundlagen schaffen“, ist sich Preuß sicher.

Nur ein Problem auf dem Land?

Doch nicht nur in den in der Fläche schwinden Vereinsheime: Auch in großen Städten wie Erfurt, Jena oder Weimar, wo es sogar teils Wartelisten für Parzellen gibt, stehen immer mehr Vereinsheime leer. So gebe es nach Auskunft von Frank Möller, dem Präsidenten des Stadtverbands Erfurt der Kleingärtner in den 116 Erfurter Vereinen aktuell noch neun Vereinsheime mit Gastronomie, vor zehn Jahren seien es noch 16 gewesen. Aktuell werde unter anderem im Vereinsheim der Kleingartenanlage Riethstraße, das seit Dezember 2024 leer stehe, ein neuer Pächter gesucht – bislang ohne Erfolg.

Auflagen mit schuld an Entwicklung?

Möller sieht vor allem die aus seiner Sicht immer strengeren Hygienevorgaben als Grund: „Praktisch jedes Jahr kommen neue Auflagen dazu. So etwas kann ein Verein kaum stemmen.“ Nur eine besonders gute Lage oder herausragende gastronomische Angebote könnten dafür sorgen, dass Pächter mit ihrem Unternehmen überleben könnten. Anstelle von immer neuen Belastungen müssten Kleingartenvereine von der Politik entlastet und unterstützt werden.

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