Aufrüstung: Flugzeugträger „Fujian“: Erster Katapultstart markiert Meilenstein für China

Chinas Flugzeugträger „Typ 003 Fujian“ zeigt den ersten Katapultstart. Pekings Marine holt auf und profitiert dabei von zivilem Schiffbau und elektromagnetischer Innovation.

China rüstet seine Marine in großen Schritten auf. Besondere Aufmerksamkeit erregen die amphibischen Angriffsschiffe und die Kampfschiffe der Typ-055-Klasse – Raketenzerstörer von solcher Größe, dass die USA sie als Kreuzer bezeichnen. Das Kernstück der Flotte bilden jedoch die Flugzeugträger. Nach zwei Trägern, die auf alten sowjetischen Baumustern basierten, hat die Chinesische Volksbefreiungsarmee (PLA) ein eigenständiges Modell entwickelt: die „Typ 003 Fujian“. Sie befindet sich derzeit in der Erprobung. Die achte Phase wurde im Mai abgeschlossen. Im Sommer 2025 laufen weitere Tests, insbesondere zur Integration der Luftflotte und der Systeme unter Gefechtsbedingungen, um die Einsatzbereitschaft bis Ende des Jahres sicherzustellen.

Flugzeugträger neuerster Generation 

Nun wurde erstmals ein Video eines Katapultstarts veröffentlicht. Da die „Fujian“ bereits Ende 2025 in den regulären Dienst übergehen soll, sind Start- und Landemanöver zu erwarten. Aufgrund des Schnitts und vermutlich auch aus Gründen der Geheimhaltung ist es denkbar, dass das Video aus geschickt montierten Ausschnitten besteht. Es zeigt ein Kampfflugzeug vom Typ Shenyang J-15T mit eingeschalteten Nachbrennern in Position für einen Katapultstart. Neben der J-15T könnten auf der „Fujian“ künftig auch modernere Flugzeuge wie die Chengdu J-20 oder Drohnen eingesetzt werden.X Startvidea

Dass China diese Starttechnik beherrscht, ist weit mehr als ein Detail. Die „Fujian“ markiert einen gewaltigen Fortschritt für die chinesische Marine und schließt technologisch zur modernsten US-Flugzeugträgerklasse, der „USS Gerald Ford„, auf. Der erste chinesische Träger war ein unvollendetes sowjetisches Modell der Kusnezow-Klasse, die „Warjag“, die von der Ukraine erworben wurde. Der zweite, die „Typ 002 Shandong“, wurde komplett in China gebaut, folgte jedoch dem sowjetischen Design.

Katapult auch für Drohnen geeignet 

Das sowjetische Design verzichtete auf ein Katapult für den Start der Jets und nutzte stattdessen eine Sprungschanze. Bei der Landung bremst ein Fangseil die Flugzeuge ab. Das STOBAR-Verfahren (Short Take-Off But Arrested Recovery) begrenzt das Gewicht und die Größe der startfähigen Flugzeuge. Abgesehen von der neuesten Generation, der „USS Ford“-Klasse, sind die US-Träger mit dampfbetriebenen Katapulten ausgerüstet. Die „Fujian“ hat das Dampfzeitalter der Trägerentwicklung übersprungen und setzt direkt ein elektromagnetisches Flugzeugstartsystem (EMALS) sowie ein fortschrittliches Fangsystem (Advanced Arresting Gear, AAG) ein. Die Entwicklung von EMALS und AAG erforderte jahrelange Forschung, da diese Systeme hohe Präzision und Zuverlässigkeit unter extremen Bedingungen erfordern. Chinas Fähigkeit, diese Technologien in relativ kurzer Zeit zu meistern, deutet auf erhebliche Investitionen in Forschung und Ingenieurswesen hin. Diese Systeme benötigen weniger Personal und Platz an Bord und sollen – zumindest theoretisch – wartungsärmer sein. Mit 80.000 Tonnen ist die „Fujian“ etwas kleiner als die „USS Gerald Ford“ (100.000 Tonnen) und wird nicht von einem Atomreaktor angetrieben. Ihre Luftflotte umfasst 60 bis 70 Flugzeuge, während die „USS Gerald Ford“ etwa 100 Jets beherbergt.

Die Aufnahmen zeigen, dass China offenbar in der Lage war, über 50 Jahre Trägergeschichte zu überspringen. Zudem scheint die „Fujian“ im Zeitplan zu liegen – eine Demütigung für die US-Marine. Die USA hatten nämlich erhebliche Probleme mit dem elektromagnetischen Katapult der „Gerald Ford“-Klasse sowie mit den elektromagnetisch betriebenen Aufzügen für die Jets. Elektromagnetische Katapulte lassen sich leichter auf unterschiedliche Flugzeugtypen einstellen als ihre dampfbetriebenen Vorgänger. Mit ihnen können sowohl schwere Überwachungsflugzeuge als auch kleinere Drohnen gestartet werden.

Chinas  strukturelle Stärken 

Für einen „Nachzügler“ ist es naturgemäß einfacher, aus den Fehlern der Vorgänger zu lernen. Doch Peking verfügt auch über strukturelle Vorteile gegenüber den USA. Die Vereinigten Staaten bauen ihre Militärschiffe selbst, doch der Bau ziviler Großschiffe spielt weltweit keine Rolle. China hingegen hat eine zivile Schiffbauindustrie, die eng mit der Produktion militärischer Schiffe verknüpft ist. China ist der weltweit größte Hersteller von Handelsschiffen, mit einem Marktanteil von etwa 50 Prozent bei Containerschiffen und Massengutfrachtern. Diese industrielle Stärke ermöglicht eine nahtlose Übertragung von Ressourcen und Expertise auf den militärischen Schiffbau. Das Militär profitiert dadurch von den Kapazitäten, dem Personal und dem Know-how der weltweit größten Werften. 

Zudem ist die elektromagnetische Impulstechnologie in China eine Schlüsseltechnologie und kein exotisches Militärprojekt. Derzeit wird die erste Flotte von Hochgeschwindigkeitszügen mit Magnetschwebetechnik gebaut, und es wird an Railguns geforscht. Darüber hinaus soll diese Technik genutzt werden, um zivile und militärische Flugkörper beim Start von Land aus zu beschleunigen. China wird derartige Katapulte auch nutzen, um Starrflügler-Drohnen von kleineren Schiffen aus zu starten. Experten gehen davon aus, dass China bis 2035 eine Flotte von vier bis sechs modernen Flugzeugträgern aufbauen könnte, um seine globale maritime Präsenz weiter auszubauen.

Vielleicht gefällt Ihnen auch