Für viele Menschen ist die Pflegeversorgung zum Schreckensszenario geworden – das sagt der Sozialverband VdK. Er zeichnet ein drastisches Zukunftsbild.
Die Pflegeversorgung muss aus Sicht des Sozialverbandes VdK Bayern eine kommunale Pflichtaufgabe werden. „Ansonsten steuern wir mit Ansage auf eine pflegerische Riesenkatastrophe zu“, sagte Verena Bentele, Präsidentin des Verbands in München. Finanziert werden müsse die Pflege von Bund und Ländern.
„Schreckensszenario“ basiert auf 30 Jahre altem Fehler
Die Lage der pflegerischen Versorgung spitze sich immer mehr zu. Für viele Menschen werde sie zum Schreckensszenario, betont Bentele. „Hier rächt sich einfach, dass der Staat die Verantwortung für das Anbieten von Pflegeplätzen der freien Wirtschaft überlassen hat. Das mag vielleicht vor 30 Jahren noch sachgerecht gewesen sein, hat uns aber jetzt in eine riesige Sackgasse geführt.“
Verband: Viele Pflegeheime in Bayern haben Aufnahmestopp
Die bayerische Staatsregierung agiere quälend langsam, um die Herausforderungen für Gesundheit und Pflege anzupacken, sagte Bentele. Bei der Umsetzung der Krankenhausreform hinke Bayern bei der Planung um Jahre hinterher. Die Krise treffe gerade im ländlichen Raum auf eine löchriger werdende Gesundheitsversorgung im ambulanten Bereich bei Hausarzt- und Fachpraxen.
Riesiger Personalmangel – vor allem auf dem Land
„Gerade im ländlichen Raum Bayerns einen ambulanten Dienst zu bekommen, ist inzwischen ein Lotteriespiel.“ Viele Pflegeheime im Freistaat hätten bereits einen Aufnahmestopp, sagt Bentele, die ebenfalls Landesvorsitzende des VdK Bayern ist. Besonders in den Kreisen Straubing-Bogen, Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen, Haßberge, Bamberg, Tirschenreuth, Cham und Rottal-Inn gebe es einen riesigen Personalmangel. Es bleibe jedoch keine bayerische Kommune vom Pflegenotstand verschont, auch die Großstädte nicht, betonte die VdK-Vorsitzende.
Sozialministerin: Freistaat investiert „erhebliche Summen“
Bayerns Sozialministerin Judith Gerlach wies die Kritik des Verbands als unzutreffend zurück: „Bayern setzt sich seit langem mit großem Engagement dafür ein, Pflege im Freistaat zugänglich und finanzierbar zu gestalten“, sagte die CSU-Politikerin. Die Staatsregierung investiere dafür erhebliche Summen. Der Vorwurf, dass der Freistaat bei der Krankenhausreform hinterherhinke, sei ebenfalls völlig fehl am Platz. Die Krankenhausreform werde gerade in Berlin überarbeitet. Bevor keine hinreichende Klarheit über die angekündigten Änderungen bestehe, könne die Reform auch nicht sinnvoll umgesetzt werden.