Eine Auswertung von Mobilfunkdaten zeigt: Das neue Westfield-Einkaufszentrum im Hafen zieht keine Besucher aus der Hamburger Innenstadt ab. Das Gegenteil sei der Fall.
Befürchtungen, das neue Westfield-Einkaufszentrum an der Elbe könnte der Hamburger Innenstadt die Besucher streitig machen, haben sich bislang nicht bewahrheitet. „Es gibt (…) kein Zurückgehen der Frequenzen in den etablierten Stadtteilen und Einkaufslagen in der Innenstadt mit Eröffnung des Überseequartiers“, sagte Hamburgs Innenstadtkoordinatorin Prof. Elke Pahl-Weber bei der Präsentation des neuen „Zukunftsbildes Innenstadt“. Insgesamt bezifferte sie die Zahl der Besucher inklusive der Beschäftigten in der Innenstadt auf rund 18 Millionen im Jahr.
170 Verkaufsflächen im Einkaufszentrum der Superlative
Das 14 Hektar große Westfield Hamburg-Überseequartier umfasst 13 Gebäude mit einer Gesamtfläche von 420.000 Quadratmetern. Wenn alle Arbeiten abgeschlossen sind, gibt es Wohnungen, Hotels, ein Kreuzfahrtterminal und einen unterirdischen Busbahnhof. Herzstück des Quartiers an der Elbe ist eine mit Glas überdachte Fußgängerzone. Dort gibt es auf 94.000 Quadratmetern 170 Flächen für Einzelhandel, Gastronomie und Freizeit. Die Kosten bezifferte der Betreiber Unibail-Rodamco-Westfield (URW) auf fast 2,5 Milliarden Euro.
Auswertungen von Mobilfunkdaten haben gezeigt, dass die Innenstadt mit Mönkebergstraße, Jungfernstieg und Europapassage bislang nicht unter dem Mega-Einkaufszentrum gelitten haben, wie Pahl-Weber sagte. Im Gegenteil: Mit der Westfield-Eröffnung im April seien auch die Besucherzahlen in der Innenstadt gestiegen. „Es hat sich nicht verteilt, sondern es sind deutlich Menschen hinzugekommen“, betonte sie. Profitiert habe vor allem die Europapassage, denn es habe sich gezeigt: „Wenn Menschen ins Überseequartier gehen, gehen sie auch in die Europapassage.“
Mehr als die Hälfte der Innenstadtbesucher sind Einheimische
Mehr als die Hälfte der Menschen, die sich in der Innenstadt aufhielten, seien Hamburgerinnen und Hamburger, am Jungfernstieg seien es sogar zwei Drittel. „Das ist ganz wichtig“, betonte Pahl-Weber. Denn es zeige, dass die Bewohner der Stadt ihr Zentrum annähmen – was selbiges wiederum für Touristen interessanter mache. Erfreut zeigte sie sich auch, dass verstärkt jüngere Menschen bis 30 Jahre sowie 50- bis 59-Jährige die Innenstadt besuchten.
Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) sagte, die Innenstadt boome und sei laut einer Untersuchung der CIMA Beratung + Management GmbH mit München die beliebteste Innenstadt Deutschlands. Trotzdem müsse sich das Zentrum neuen Dynamiken und Herausforderungen anpassen, um auch im internationalen Vergleich konkurrenzfähig zu bleiben. Grundlage hierfür sei das bis 2040 reichende neue „Zukunftsbild Innenstadt“.
Auch künftig Einzelhandel und Arbeiten im Mittelpunkt
Auch künftig stünden Einzelhandel und Arbeiten im Mittelpunkt. „Doch Wohnen, Kultur und Bildung werden immer wichtiger, um auch nach Ladenschluss attraktiv zu bleiben.“ Wie das gelingen könne, zeige das mehr als 50 Seiten umfassende und vom Jahr 2014 fortgeschriebene Zukunftsbild. Den Angaben zufolge dient es als Ausgangspunkt für den im nächsten Schritt vorgesehenen Maßnahmenkatalog, der gemeinsam mit den Akteurinnen und Akteuren vor Ort erarbeitet werden soll.
Bei der CDU-Opposition kommt der Plan nicht sonderlich gut an. „Was Senatorin Pein heute als ‚Zukunftsbild‘ präsentiert hat, ist eher wieder einmal eine Sammlung wohlklingender Überschriften und kein Zukunftsbild für die Innenstadt der Zukunft“, sagte die Stadtentwicklungsexpertin Anke Frieling. Hamburg brauche eine klare Vision mit verbindlichen Maßnahmen, Zeitplänen und Konzepten für die Gewinnung von privaten Akteuren. „Stattdessen erleben wir den aussichtslosen Versuch, mit planwirtschaftlichen Ansätzen Dynamik in die Innenstadtentwicklung zu bringen.“
Zukunftsbild Innenstadt