Archäologie: Rund 90 Exponate aus dem Bauernkrieg in Ausstellung in Halle

Die Schau im Landesmuseum in Halle zeigt archäologische Hinterlassenschaften einiger im Bauernkrieg zerstörter Klöster. Die authentischen Objekte lassen die Wucht der Gewalt erahnen.

Mit rund 90 neuen archäologischen Funden aus dem Bauernkrieg öffnet eine Kabinettsausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle. Die Exponate stammen aus den Grabungen, die 2023/24 in den vor 500 Jahren zerstörten Klöstern Himmelpforte (Harz) und Kaltenborn (Mansfeld-Südharz) sowie an der erst 2024 wiederentdeckten Mallerbacher Kapelle (Mansfeld-Südharz) durchgeführt wurden. 

Das kleine Gotteshaus war bereits 1524 durch Bürger des nahegelegenen Allstedt zerstört worden – ein Ereignis, das als Vorbote des Bauernkrieges in Mitteldeutschland gilt. „Mit der Kabinettsausstellung geben wir Einblicke in die damaligen dramatischen Ereignisse“, sagte Landesarchäologe Harald Meller. „Archäologische Zeugnisse des Bauernkrieges sind eine Seltenheit. Unsere Forschungsgrabungen an den authentischen Orten des Konflikts erschließen nicht nur für die Archäologie und die Landesgeschichte wertvolle Quellen, sie machen das Geschehen auch unmittelbar erfahrbar.“

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) erklärte: „Geschichte kann durchaus spannend sein und nicht nur die Forscher, sondern auch interessierte Laien begeistern. Das Landesmuseum hat mit dieser Schau einen sehr interessanten und wichtigen Beitrag zum Bauernkriegsgedenken geleistet.“

Präsentiert werden Funde wie Münzen und Schreibgriffel, aber auch Fragmente glasierter Ofenkacheln und tönerne Murmeln, die das Alltagsleben in den Klöstern Kaltenborn und Himmelpforte illustrieren. Zudem erlauben eingeschlagene Kirchenfenster und Reste von Büchern außergewöhnliche Einblicke in den Untergang der mittelalterlichen Klosterkultur. 

Bauernwehr, Axt und Hammer stehen für die Arbeitsgeräte der Bauern, die in den Aufständen auch als Waffen eingesetzt werden konnten. Die Nachbildung eines vollständig erhaltenen spätmittelalterlichen Hiebmessers, die eigens für die Schau angefertigt wurde, vermittelt einen Eindruck von der Gestaltung und Haptik dieser Geräte. Ein besonderer Fund ist ein kleiner Schatz von vier Goldgulden, die im Kloster Himmelpforte entdeckt und womöglich mit der Plünderung 1525 in einem Versteck verborgen worden waren. 

Silberstift und Siegel 

Ebenfalls aus Himmelpforte stammt ein weiterer außergewöhnlicher Fund in Gestalt eines Buntmetallstifts mit aufgelöteter Silberspitze, die es ermöglichte, auf speziell vorbehandeltem Papier oder Pergament feinste Linien zu zeichnen. Ein spektakulärer Fund aus dem Augustiner-Chorherrenstift Kaltenborn ist der bewusst zerstörte Siegelstempel des Konvents, der bis zu seiner Entdeckung während der letztjährigen Forschungsgrabung in Kaltenborn nur von einer Abbildung seines Abdrucks aus der Mitte des 18. Jahrhunderts bekannt war. Die erst im September 2024 wiederentdeckte Mallerbacher Kapelle wird in der Ausstellung durch zwei Pilgerplaketten repräsentiert, die zwar nicht dort hergestellt, aber dort von Pilgern verloren oder gespendet wurden.  Die Schau „Klöster. Geplündert. In den Wirren der Bauernaufstände“ wird bis zum 30. November gezeigt und von Bund und Land im Rahmen des Gedenkjahres „Gerechtigkeyt. Thomas Müntzer & 500 Jahre Bauernkrieg“ gefördert. Zudem wird die Schau durch ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm für Familien, Schulen und die interessierte Allgemeinheit begleitet.

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