Beim Treffen von Merz und Trump kam es dem Politologen Christian Mölling zufolge zu einer kuriosen Machtgeste. Dabei ging es auch um einen General des Zweiten Weltkriegs.
Es war ein merkwürdiger Moment bei einem ansonsten harmonischen Austausch. Als Bundeskanzler Friedrich Merz am Donnerstag bei Donald Trump im Oval Office saß, wurde der US-Präsident von einem Journalisten gefragt, ob Deutschland genug für seine Verteidigung tue.
Trump zögerte. „Ich weiß nicht“, sagte er zunächst. Deutschland gebe ja jetzt „viel mehr“ aus, sagte er dann zu Merz gewandt, was dieser bestätigte. „Ich bin nicht sicher, ob General MacArthur gesagt hätte, dass das positiv ist“, fuhr Trump plötzlich fort.
Douglas MacArthur war ein US-General, der im Zweiten Weltkrieg im Einsatz war und später im Koreakrieg die Friedenstruppen der Vereinten Nationen befehligte. „Er sagte: Lasst Deutschland sich nie wieder bewaffnen“, so Trump. Er denke immer daran und stelle sich die Frage, ob es gut oder schlecht sei.
Fürchtet Trump Deutschlands Aufrüstung?
„Ich denke, es ist eine gute Sache“, sagte Trump schließlich. Aber es werde ein Punkt kommen, an dem er sagen werde: „Stopp! Nicht so viel!“ Macht sich ausgerechnet Trump, der seit Monaten Europa und Deutschland zu höheren Verteidigungsausgaben auffordert, Sorgen über eine deutsche Wiederbewaffung?
Christian Mölling vom Brüsseler Thinktank European Policy Centre kommt zu einer anderen Einschätzung. „Im Grunde genommen ging es ihm darum zu sagen, dass er alles unter Kontrolle hat“, sagt der Politologe in der aktuellen Folge des stern-Podcasts „Die Lage – International“.
Interessant sei, dass er dabei auf eine Figur wie General MacArthur aus einer „völlig anderen historischen Perspektive“ zurückgreife. „Es gab eine Wiederbewaffnungsdebatte in den 50er-Jahren, als es darum ging, wie können die USA eigentlich entlastet werden mit Blick auf den Koreakrieg“, so Mölling. Dabei sei überhaupt erst die Idee aufgekommen, Deutschland wiederzubewaffnen.
Mölling ist sich nicht sicher, ob Trump diese historische Parallele überhaupt bewusst ist. Seine Absicht sei wohl vielmehr eine andere gewesen, meint der Sicherheitsexperte: „Ich glaube, ihm ging es darum zu sagen: Ich gebe dem Merz mal das grüne Licht, aber ich kann den Hahn auch wieder zudrehen.“
Der Besuch war positiv, aber …
Insgesamt bewertet Mölling den Staatsbesuch des Bundeskanzlers in Washington positiv. „Es ist deswegen gut gelaufen, weil nichts schiefgegangen ist. So niedrig sind die Erwartungen, die Trump geschaffen hat.“ Da sei man schon froh, wenn es nicht zu so dramatischen Vorfällen wie beim Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj komme.
Allerdings warnt Mölling, daraus Schlüsse für das weitere Verhältnis abzuleiten. „Das ist der eine Moment.“ Natürlich gehe Merz mit der „linearen Politikerwartung“ daran, dass das gute Gespräch Basis für eine gute Beziehung sein könnte. „Aber diese Verlässlichkeit und Kontinuität ist ja genau nicht der Politikstil von Donald Trump“, sagt der Experte. „Im Zweifelsfall findet Donald Trump Deutschland morgen schon wieder total doof.“