Der Wettbewerb „Jugend forscht“ inspiriert seit 60 Jahren Schüler zu ausgefallenen Ideen und Forschungsprojekten. Von ihrem Mut kann das ganze Land lernen.
Man muss vermutlich jung und sehr neugierig sein, um Antworten auf die wirklich aufregenden Fragen zu suchen: Lässt sich Erdgas, für dessen Entstehung die Natur Millionen von Jahren benötigt, im Labor viel schneller erzeugen – und dazu noch aus nachhaltigen Rohstoffen? Kann man einen Spezialanzug konstruieren, um wie Spiderman im Rekordtempo Fassaden emporzuklettern? Und aus welchen Zutaten ließe sich eine essbare Batterie fertigen, die vom Körper verdaut werden kann – ein geniales Produkt für den milliardenschweren Markt der nichtinvasiven Diagnoseverfahren? Für in Kapseln verpackte Mini-Sensoren oder Kameras für Magenspieglungen also, die einen kleinen Akku benötigen.
Als am vergangenen Wochenende 167 Schülerinnen und Schüler beim 60. Bundesfinale von „Jugend forscht“ zum Kräftemessen in sieben Disziplinen antraten, hatten die Jurymitglieder die Qual der Wahl – und mussten sich entscheiden zwischen komplizierten Theorien und pragmatischen Problemlösungen.
Wettbewerb für Nachwuchsforscher
1965 hat der Gründungs-Chefredakteur des stern, Henri Nannen, den Wettbewerb für junge Nachwuchsforscher geschaffen. Seither hat er von seiner Strahlkraft nichts verloren, im Gegenteil: Über 10.000 Schülerinnen und Schüler haben sich im Jubiläumsjahr angemeldet, unterstützt wurden sie von Tausenden Lehrerinnen und Lehrern, von 250 Patenunternehmen wie Airbus, Bayer oder Zeiss, von Hochschulen und Forschungsinstituten.
„Dieser Wettbewerb steht für etwas, was uns als Gesellschaft nicht verloren gehen darf, was wir dringend brauchen: die Offenheit, Fragen und Problemen sachlich auf den Grund zu gehen und Herausforderungen, vor denen wir als ganze Gesellschaft stehen, wissenschafts- und faktenbasiert mit Vernunft anzugehen“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Preisverleihung. Und er verwies auf die „Feinderklärung an die freie Wissenschaft“ in den USA, der man sich in Deutschland entgegenstellen müsse. „Sie, liebe Jungforschende, tun das schon in jungen Jahren, und dafür danke ich Ihnen“, so das Staatsoberhaupt, das traditionell Schirmherr des Wettbewerbs ist.