„Tagesschau“-Sprecher Constantin Schreiber verabschiedet sich kühl, Trump hat Gnade mit der EU und was heute sonst noch wichtig wird.
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
schon länger war bekannt, dass Constantin Schreiber die „Tagesthemen“ der ARD nicht mehr ewig moderieren würde. Gestern wurde die letzte Nachrichtensendung mit ihm ausgestrahlt. Seit 2017 gehörte er zu den bekanntesten ARD-Gesichtern. Dafür fiel sein Abschied allerdings recht kühl aus.
Kühl vor der Kamera, herzlich im Off
Am Ende der Sendung dankte Schreiber den Zuschauern und verabschiedete sich mit einem chinesischen Sprichwort: „Wohin du auch gehst, geh mit deinem Herzen.“ Das war’s. Keine Blumen, keine Umarmungen, keine persönlichen Worte an die Kollegen.
Bei seinen Vorgängern war das anders: Jan Hofer verabschiedete sich nach 35 Jahren als „Tagesschau“-Sprecher mit einer freundlichen Rede bei Kollegen und Publikum. Judith Rakers wurde im Januar 2024 nach 19 Jahren als Nachrichtensprecherin von den Kollegen vor der Kamera mit Blumensträußen und Applaus verabschiedet. Für die scheidende Journalistin Sabine Rau hatte „Tagesschau“-Sprecherin Susanne Daubner ein paar Abschiedsworte in der laufenden Sendung parat. Und im ZDF verabschiedete Gundula Gause ihren langjährigen Kollegen Claus Kleber per Handschlag beim „Heute Journal“. Dazu wurde ein Banner eingeblendet mit Glückwünschen an den scheidenden Moderator.
Herzlich verabschiedet wurde Schreiber dann aber doch noch – und zwar hinter der Kamera, zeigen Aufnahmen des Journalisten auf Instagram. Dort wurde der jetzt Ex-„Tagesschau“-Sprecher mit Applaus empfangen. Und ein Abschiedsselfie gab es mit Kollegin Susanne Daubner obendrauf. Seinem Ruf des Herzens dürfte jetzt nichts mehr im Wege stehen.
Gnade auf Befristung
Donald Trump spielt wieder mit dem Zollhammer und kein Land kann sich sicher sein, wann es erwischt wird. Diese Unberechenbarkeit demonstriert der US-Präsident erneut an der EU. Im April kündigte er Zölle für die ganze Welt an. 50 Prozent sollten die USA auf EU-Importe erheben. Wenig später entschied sich Trump dann wieder für den Basiszoll von zehn Prozent für 90 Tage, ehe er vergangenen Freitag wieder den Zollhammer hervorholte: 50 Prozent Zölle auf EU-Waren ab dem 1. Juni.
Ursula von der Leyen griff zum Hörer. Der Draht ins Weiße Haus funktioniert offenbar noch, Trump lässt den 50-Prozent-Zollhammer zunächst einmal fallen. Darum hatte die EU-Kommissionspräsidentin gebeten. Die Gnadenfrist läuft am 9. Juli aus. Bis dahin hat die Europäische Union Zeit, mit den USA ein für beide Seiten zufriedenstellendes Abkommen auszuhandeln. Sollte das scheitern und der Handelsstreit eskalieren, hat die EU Gegenzölle vorbereitet.
Ein Pullover mit Folgen
Kleider machen Leute. Niemand erlebt das wohl gerade so sehr am eigenen Leib wie Jette Nietzard. Die Chefin der Grünen Jugend hatte auf Instagram ein Foto von sich gepostet. Darauf zeigte sich die Politikerin im Pullover. Unbedenklich auf den ersten Blick. Was kann man mit einem Hoddie schon groß falsch machen? Einiges, sage ich Ihnen. Das Problem war nicht das Kleidungsstück selbst, sondern der Aufdruck. „ACAB“ war darauf zu lesen, das Akronym für „All Cops are Bastards“.
Böse Zungen würden jetzt sagen: Mit dem Kleidungsstück hat sich Frau Nietzard als linke, Polizei-hassende Person offenbart. Das, so sagt Nietzard meinen Kollegen im Hauptstadtbüro, sei nie ihre Absicht gewesen. Sie hasse keine Polizisten. Wohl aber das System dahinter.
Ob man diese Haltung mit seinem Pullover auf Instagram kundtun muss? Als Politikerin sicherlich nicht. Das sieht auch Nietzard ein. Der Fall ist mal wieder ein Lehrstück für alle, die öffentliche Ämter bekleiden: Überlegen Sie sich gut, wie Sie ihre Botschaften platzieren.
Was heute noch passiert
Friedrich Merz trifft sich mit den Regierungschefs des Nordens in Turku. Klingt erst einmal wie eine Ankündigung aus Game of Thrones – so intrigant oder blutrünstig dürfte das Treffen in der finnischen Küstenmetropole aber nicht werden. Beim Dinner wird der Kanzler mit Finnland, Dänemark, Norwegen, Schweden und Island sowie Vertretern aus Grönland über Sicherheit, Verteidigung und Wirtschaft sprechen.König Charles III. reistmit Gemahlin Camilla nach Kanada. Eines steht fest: Ein ganz normaler royaler Staatsbesuch wird das nicht. Warum, lesen Sie hier.Im Diesel-Abgasskandal dürfte das Urteil gegen vier ehemalige VW-Mitarbeiter fallen. Ihnen wird Betrug vorgeworfen. Ihnen drohen mehrere Jahre hinter Gittern. Die Verhandlungen haben knapp vier Jahre gedauert.
Einen guten Start in diesen Montag und die neue Woche wünscht Ihnen
Christine Leitner
(Nachrichtenredakteurin)