Statistisches Bundesamt: 2,1 Millionen Rentnerinnen leben unterhalb der Armutsgrenze

Rund 62 Prozent der von Altersarmut Betroffenen sind Frauen. Das geht aus Angaben des Statistisches Bundesamts hervor. Machen es andere Länder besser?

Frauen sind besonders häufig von Altersarmut bedroht. Das geht aus einer Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes hervor, die das Bündnis Sahra Wagenknecht angefragt hatte und die dem stern vorliegt. Ihr zufolge lebten im vergangenen Jahr rund 2,1 Millionen Rentnerinnen unterhalb der Armutsgefährdungsgrenze. Bei den Rentnern waren es 1,3 Millionen. Damit waren rund 62 Prozent der von Altersarmut Betroffenen weiblich. 

Laut Statistischem Bundesamt gelten Rentner und Rentnerinnen derzeit als armutsgefährdet, wenn sie als Alleinstehende weniger als 1378 Euro netto pro Monat zur Verfügung haben.

Ein Anstieg von 76 Prozent

In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Betroffenen insgesamt stark gestiegen. Waren im Jahr 2005 noch knapp zwei Millionen Rentner und Rentnerinnen von Armut betroffen, sind es aktuell 3,4 Millionen – ein Anstieg von 76 Prozent bei einer vergleichsweise geringfügig gestiegenen Zahl von Rentnerinnen und Rentnern von 19,8 Millionen im Jahr 2005 auf 21,4 Millionen im Jahr 2024.

Frauen haben deshalb ein ungleich höheres Risiko, weil sie im Schnitt häufiger in Teilzeit arbeiten, längere Pausen bei der Erwerbstätigkeit haben und häufiger in schlechter bezahlten Berufen tätig sind. 

„Unser Rentensystem ist frauenfeindlich“

„Nicht das Stottern beim Gendern bringt die Gleichstellung“, sagte BSW-Chefin Sahra Wagenknecht dem stern. „Unser Rentensystem ist frauenfeindlich.“ Sie plädiert für die Einführung eines Rentenmodells nach dem Vorbild Österreichs. Dort zahlen fast alle in die gesetzliche Rente ein, auch Beamte. Die Durchschnittsrente liegt deutlich höher als in Deutschland. „Wir brauchen den Wechsel zur Österreich-Rente“, sagte Wagenknecht. Konkret fordert das BSW eine Mindestrente von 1500 Euro nach 40 Versicherungsjahren.

Auch die Gewerkschaften Verdi und der Deutsche Gewerkschaftsbund fordern schon lange, sich bei der Rente an Österreich ein Vorbild zu nehmen. Allerdings unterscheiden sich beide Systeme in mehreren Punkten. Einer davon: In Österreich erwirbt man nach frühestens 15 Jahren Beitragszahlung Anspruch auf eine Altersrente, in Deutschland bereits nach fünf. Das spiegelt sich auch in den Statistiken wider.

Das Bundesarbeitsministerium wie auch die Deutsche Rentenversicherung haben deshalb in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass die Rentensysteme nicht vergleichbar sind. 

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