ESC 2025: Raab kann’s nicht mehr und die Buchmacher auch nicht: Fünf Lehren aus Basel

Stefan Raab scheitert beim ESC in Basel, dafür triumphiert Hazel Brugger: Fünf Dinge, die wir von dem Musikspektakel in diesem Jahr gelernt haben.

1. Auf die Buchmacher ist kein Verlass – und das ist gut so

Eigentlich schien die Sache von vornherein schon klar – wäre es nach den Buchmachern gegangen. Fast alle hatten den schwedischen Beitrag, die Band KAJ mit dem Spaßlied „Bara Bada Bastu“, als Sieger vorhergesagt. Auch das Prognosetool „The Model“ des Briten James Stephenson sah die schwedische Hymne auf das Saunieren ganz oben. Am Ende reichte es jedoch nicht einmal für den zweiten Platz, sondern nur für Rang vier. Gewinner Österreich, vertreten durch JJ mit „Wasted Love“, war ebenfalls unter den Favoriten gewesen. Den Sieg hatte dem jungen Countertenor vorab aber kaum jemand zugetraut. Und das ist auch gut so: Ohne eine gewisse Unberechenbarkeit wäre der ESC nur halb so spannend.

2. Raab kann’s nicht mehr

Im vergangenen Jahr reichte es noch für Platz 12, in Basel landete Deutschland auf Platz 15. Und das, nachdem Stefan Raab den ESC 2025 zur „Chefsache“ erklärt und in einem aufwendigen Castingprozess das Wiener Geschwisterduo Abor & Tynna mit ausgewählt hatte. Es ist das schlechteste Ergebnis in Stefan Raabs langer ESC-Karriere, bisher galt seine Einmischung als Garant für einen deutschen Erfolg. „Ich übernehme die Verantwortung“, sagte er hinterher und gab zu: „Die Platzierung war leider nicht so gut, wie wir es erhofft hatten.“ Ob es im kommenden Jahr wieder zu einer Zusammenarbeit mit ihm kommen wird, ist noch offen. Klar ist nur: Die Combo Raab und der ESC ist kein Selbstläufer mehr.

3. Hazel Brugger ist der Star der Stunde

Schillernde Kostüme, trockene Kommentare: Mit ihrer schlagfertigen und charmanten Art hat sich die Schweizer Komikerin Hazel Brugger in die Herzen der ESC-Fans moderiert. Im Netz findet sich viel Lob für Brugger. „Sie ist eine Eurovision-Ikone!“ oder „Sie sollte jedes Jahr moderieren!“, heißt es etwa auf „X“. Selbst der für seine spitzen Bemerkungen bekannte britische Kommentator Graham Norton lobte Brugger: „Ich hab sie diese Woche zu schätzen gelernt. Sie ist wunderbar, eine Art Antigastgeberin“, fasste er es zusammen. 

4. Dann lieber absagen: Céline Dion sorgt für Enttäuschung

Das Tuschelthema der ESC-Woche war die große Frage nach einem möglichen Auftritt von Weltstar Céline Dion. Die Kanadierin hatte 1988 für die Schweiz den ESC gewonnen, tritt mittlerweile wegen einer schweren Erkrankung nur noch selten auf. Immer wieder hatten die Veranstalter betont, dass sie sich noch in Gesprächen mit Dion befänden. Auch, nachdem im Halbfinale eine Videobotschaft von ihr gesendet wurde, die als Absage zu lesen war. 

Kurz vor dem Finale hieß es in Basel dann, dass Dions Privatflieger angeblich schon in der Stadt gelandet sei. Doch erst als der musikalische Pausen-Act mit viel Feuerwerk zu Ende ging und immer noch keine Céline Dion zu sehen war, wurde klar: Sie kommt nicht. Ihr Fernbleiben sorgte so für einen Enttäuschungsmoment in einer ansonsten dramaturgisch gut und unterhaltsam aufgebauten Show. Dann lieber gleich absagen.

5. Der ESC ist und bleibt politisch

Im vergangenen Jahr hatte es in Malmö aufgrund des Gazakrieges massive Proteste gegen die Teilnahme Israels gegeben, im Vorfeld hatte sich deshalb etwa ESC-Expertin Barbara Schöneberger explizit weniger Politik beim ESC gewünscht. Doch auch in Basel gab es Proteste, unter anderem forderte Vorjahressieger Nemo öffentlich den Ausschluss der israelischen Teilnehmerin Yuval Raphael – einer Überlebenden des Hamas-Terrors vom 7. Oktober. Beim Finale kam es während Raphaels Auftritts sogar zu einem Zwischenfall mit einem Farbbeutel, im TV war davon nichts zu sehen. Die ESC-Jurys und das Publikum hoben die Israelin anschließend mit ihrer Abstimmung demonstrativ auf den zweiten Platz.

Offiziell gilt für den ESC: Politik ist unerwünscht. Inoffiziell scheint die Punktvergabe schon immer auch genutzt zu werden, um politische Botschaften zu senden. Abgesehen davon, dass allein die große queere Fangemeinde den ESC politisiert, in Zeiten, in denen die Rechte der LGBTQI+-Community weltweit in Gefahr sind. Und eigentlich steckt die politische Botschaft schon im Eurovision-Slogan: United by Music. Erst wenn es nichts mehr zu vereinen gibt, wird der ESC unpolitisch sein.

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